Ob er unser Logo, das degewo-Hörnchen, im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen kann? Kann er. Doch das ist für Rainer Schwadtke bei weitem nicht die ausgefallenste Anfrage. Der Bäckermeister der Dresdner Feinbäckerei in Friedrichshagen gibt uns einen exklusiven Einblick in seine Backstube.
Damit die Berlinerinnen und Berliner morgens ihre Schrippen (oder je nach Herkunft der Hauptstadtbewohnenden auch Brötchen, Semmeln oder Wecken) auf dem Frühstückstisch haben, stehen sie extra früh auf: die Bäckerinnen und Bäcker der Hauptstadt. Rainer Schwadtke ist einer von ihnen.
Zu Besuch beim besten deutschen Bäcker
In seiner Dresdner Feinbäckerei in der Bölschestraße gibt es noch echte Backkunst nach traditionellem Rezept. Das hat sich herumgesprochen, nicht erst, als Rainer Schwadtke 2013 zum besten deutschen Bäcker gekürt wurde. Als wir an dem wunderschönen Jugendstilgebäude in Friedrichshagen ankommen, stehen die Menschen bis auf die Straße Schlange.
Ein Betrieb mit Tradition
Die Bäckerei in der Bölschestraße 89 in 12587 Berlin öffnete 1906 zum ersten Mal ihre Türen. Damit ist der Betrieb sogar noch älter als seine Vermieterin degewo, die 2024 ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Im Jahr 1936 übernahm ein Dresdner Ehepaar das Geschäft, um die süße Dresdner Backkunst fortzuführen und gab ihm den Namen, den es bis heute trägt. Seit 1995 leitet Rainer Schwadtke die Dresdner Feinbäckerei. „Wir backen unseren Stollen traditionell, so wie wir das gelernt haben. Die Menschen hier sind damit aufgewachsen und fühlen sich mit der Dresdner Backkunst pudelwohl“, erzählt er.
Bäcker aus Leidenschaft
Schon mit sieben Jahren wusste Rainer Schwadtke, dass er einmal Bäcker werden wollte. Aber nicht, weil ihm als Kind die süßen Teilchen und Kuchen so gut geschmeckt haben. „Es war der Dresdner Komiker und Schauspieler Eberhart Cohrs, der mich dazu gebracht hat, Bäcker zu werden. Er war eher klein von Statur und hatte ursprünglich Konditor gelernt. Als er auf der Bühne stand, hat er mal gesagt: ‚Haste kleine Hände, brauchste wenig Teig, machste kleine Schrippen, wirste schneller reich.‘ Heute habe ich zwar ziemlich große Hände, aber das hat mich als Siebenjährigen inspiriert und seitdem wollte ich Bäcker werden“, bemerkt er schmunzelnd.
Ein Tag im Leben von Rainer Schwadtke
Für Rainer Schwadtke beginnt der Arbeitstag mitten in der Nacht. Um 23:30 Uhr steht er auf, damit er pünktlich um Mitternacht am Backofen steht. Und das fast jeden Tag, von Dienstag bis Samstag. Die verschiedenen Teige für die Backwaren brauchen unterschiedlich viel Vorbereitungszeit. „Wir müssen schnell arbeiten, damit zur Ladenöffnung um 5:30 Uhr alles für unsere Kunden bereit liegt“, gibt er zu bedenken. Gebacken wird bis mittags, danach werden die Backwaren nur noch verkauft. Auf die Frage, wann er schläft, hat Rainer Schwadtke eine einfache Antwort: „Das ist ganz unterschiedlich: Manchmal gar nicht, manchmal nachmittags eine Stunde und manchmal gehe ich um 8:30 Uhr ins Bett. Das kommt ganz drauf an, was so ansteht und wie wir gerade besetzt sind.“
Für Frühaufsteherinnen und Nachtschwärmer
Egal, wann Sie aufstehen, zu Bett gehen oder sich zum Mittagsschlaf aufs Sofa legen: Am schönsten ist es zu Hause. Damit unsere Wohnungen und Quartiere nicht nur Aufenthaltsort, sondern Heimat sind, arbeiten jeden Tag engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei degewo daran, Berlin lebenswerter zu machen. Und das seit mittlerweile 100 Jahren.
Das degewo-Hörnchen und andere ausgefallene Wünsche
Rainer Schwadtke und seine Feinbäckerei sind bekannt dafür, dass die Wünsche der Kundschaft im Mittelpunkt stehen. So kommt es, dass auch öfter kuriose Aufträge hereinflattern. „Für Peter Lustig haben wir eine Torte gemacht, aus der jemand ausgestiegen ist. Für die SOS-Kinderdörfer haben wir ein riesiges Pfefferkuchenhaus gebacken und aufgestellt. Und wir haben jahrelang alle Bundestagsfraktionen beliefert. So viele Sachen haben wir schon gemacht“, erinnert er sich mit einem Lächeln. Zum 100-jährigen Jubiläum von degewo backt er nun das Logo von eines der größten Wohnungsunternehmen Berlins, das wegen seiner Form von den Mitarbeitenden liebevoll „Hörnchen“ genannt wird.
Die Sauerteig-Beinahe-Katastrophe
An eine Geschichte aus seinem Bäckeralltag erinnert sich Rainer Schwadtke besonders gerne. Alles begann damit, dass eine Erzieherin aus einer Kita bei ihm Brotteig für Stockbrot abholen wollte. „Wir saßen samstags mit unserem Feierabendbier in der Hand auf dem Hof, als die Kollegin vom Tresen zu uns kam und den Teig für das Stockbrot suchte. Ich sagte ihr, dass er in der Schüssel im Kühlschrank sei. Dort stand aber nicht nur die Schüssel mit dem Stockbrotteig, sondern auch die mit unserem Sauerteig, den wir immer übers Wochenende aufheben. Als ich merkte, dass es die falsche Schüssel war, war die Kundin schon weg. Also sind wir ins Auto gesprungen und hinterhergefahren und haben die Dame zum Glück noch rechtzeitig eingeholt“, erzählt er. Wer sich mit Sauerteig auskennt, wird verstehen, warum Rainer Schwadtke nur knapp einer Katastrophe entronnen ist. „Wenn der Sauerteig weg ist, dann können wir kein Brot mehr backen“, führt er aus, „und deshalb ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, als ich den Teig unversehrt zurückbekommen habe.“
Der Gesellschaft etwas zurückgeben
Soziales Engagement ist für Rainer Schwadtke bei seiner Arbeit besonders wichtig. Sei es für die Bürgerstiftung im Bezirk, Sportvereine, das kirchliche Obdachlosenfrühstück in Friedrichshagen, das örtliche Kino oder die Friedrichshagener Kita. „Ich finde, wer etwas von der Gesellschaft bekommt, sollte auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Deshalb unterstützen wir vor allem Jugendliche und Seniorinnen und Senioren“, und er fügt hinzu: „Das machen wir freiwillig und aus vollster Überzeugung.“ Für dieses Engagement danken ihm nicht nur diejenigen, denen es zugute kommt, sein Einsatz erhält auch darüber hinaus Anerkennung. So wurde Rainer Schwadtke 2013 mit dem Mendelssohn-Preis für bürgerschaftliches Engagement geehrt. Die Auszeichnung erhalten Unternehmende und Unternehmen, die sich in herausragender Weise auf den Gebieten Kultur und Sport oder im Sozial- oder Bildungswesen engagieren.
Dank an einen unkomplizierten Vermieter
Die Zufriedenheit mit seiner Berufswahl und die Freude an seiner Arbeit merkt man Rainer Schwadtke an. Auf die Frage, was er an seinem Handwerk so schätzt, zögert er keine Sekunde: „Man kann etwas mit den Händen machen, man weiß, dass es schmeckt und man hat Kontakt zu den Kunden. Das ist einfach super!“ Auch mit degewo als Vermieterin ist er dabei rundum zufrieden: „Als Traditionshandwerker und Gewerbemieter fühlen wir uns hier wohl und sind wunschlos glücklich. Bei degewo können wir uns ungestört und frei bewegen. So soll’s sein“, verabschiedet er sich mit einem fröhlichen Lachen zurück in die Backstube, wo dampfend heiße degewo-Hörnchen aus dem Ofen geholt werden müssen.