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Nachbarschaft | Stadtgeschichte

Berlinern mit degewo: Da kiekste!

Die Berliner Schnauze ist legendär. Oft drückt sich durch sie eine liebevolle Absicht halbwegs rabiat aus. degewo nimmt Sie mit auf eine kleine Spracherkundung.

Die Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner tut es: berlinern. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Sprache [PDF, 147 KB] gaben 62 Prozent der Hauptstädterinnen und Hauptstädter an, zumindest hin und wieder zu berlinern.

Woher kommt der Berliner Dialekt?

Sicherlich wollen Sie als Antwort auf diese Frage zuerst die glaubhafteste Geschichte erfahren: Am 8. Tag schuf Gott die Dialekte. Alle wurden mit einem bedacht, doch als der Berliner dran war, war keiner mehr übrig. Da sagte Gott: „Macht nüscht meen Kleener, quatschte halt wie ick hier!“ Die etwas ernsthaftere Geschichte hingegen beginnt mit einer Enttäuschung. Denn strenggenommen ist das Berlinische (oder wie der Berliner sagt: Berlinerische) kein Dialekt, sondern ein Metrolekt.

Der Berliner Metrolekt schwappt über

Das Berlinerische entstand durch die Vermischung vieler unterschiedlicher Mundarten in und um unser großstädtisches Ballungszentrum herum. Und in dieser Mischung ist immer Bewegung: Das Berlinerische ist einem ständigen Wandel unterworfen und beeinflusst die Sprache über die Stadtgrenzen hinaus. Denn auch unsere Brandenburger Nachbarinnen und Nachbarn im Umland sprechen häufig Berliner Jargon: Mit der Zeit hat das Berlinerische das dort ursprünglich gesprochene Ostniederdeutsch verdrängt. Apropos Ost: Im Ostteil der Stadt laufen Sie mehr Gefahr, in den Genuss der Berliner Mundart zu kommen.

Im Osten hui, im Westen pfui

Dass das Berlinerische im Ostteil der Stadt weiterverbreitet ist als im Westteil, hat diverse Gründe. Der wichtigste davon: Es galt (und gilt?) als ungehobelt und proletenhaft. Zu DDR-Zeiten genoss es dadurch einen gewissen Status, denn die Sprache der Arbeiter und Bauern konnte im Arbeiter-und-Bauern-Staat schlechterdings fehl am Platze sein. So war die Mundart etwas, das kleine und feine Leute unterschied. Während im weltoffenen Berliner Westen – der stark vom Zuzug aus der BRD geprägt war – vor allem Hochdeutsch parliert wurde, war das Berlinerische im Osten nich dot zu kriejen. Ein Unterschied, der bis heute besteht. Doch sprechen – bis auf ein paar kleine, feine Unterschiede – Berlinerinnen in Ost und West dieselbe Sprache.

In Berlin mag man’s ironisch

„Womit die Nichtberliner am meisten zu tun haben, das ist wohl die berlinische Ironie. Diese Art, das Gegenteil zu sagen von dem, was man meint, wird nicht selten als Ungezogenheit betrachtet“, heißt es in Walther Kiaulehns Klassiker „Der richtige Berliner“. In diesem Sinne wappnen Sie sich für ein paar augenzwinkernde Redensarten unserer schönen Hauptstadt:

Besser schlecht jefahr’n als jut jeloofen

Diese Redewendung beschreibt den Alltag in den Fahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs in Berlin. Denn obwohl wir unsere Öffis nicht immer uneingeschränkt lieben, wollen wir doch ungern drauf verzichten und die weiten Strecken in der Stadt zu Fuß zurücklegen. Sonst stiefelste am Ende noch durch de janze Botanik!

Janz Berlin is eene Wolke

Wenn in genau diesem einen Moment alles stimmt und Sie ganz selig sind, dann is janz Berlin eene Wolke. Zum Beispiel, wenn Sie gerade Ihren Mietvertrag bei degewo unterzeichnet haben und die Vorfreude auf Ihr neues Zuhause in der Luft liegt.

Apropos Luft: Die Berliner Luft (Luft, Luft) ist legendär. (Wie degewo dabei hilft, die Berliner Luft zu erforschen, erfahren Sie übrigens hier.) Im „Baedeker“ von 1979 heißt es über das Berliner Klima hochtrabend: „Seine Frische vor allem verleiht ihm jenen Luftton, den man gern als ‚Champagnerluft‘ bezeichnet.“ Na denn ma Prost!

Keene Haare uffm Kopp, aba’n Kamm inna Tasche.

Eng verwandt mit „Keene Zähne im Maul, aber La Paloma pfeifen.“ La Paloma war übrigens das Lied, das zur Beerdigung von Joachim Ringelnatz gespielt wurde. Mehr über das bewegte Leben des Berliner Dichters, Malers und Kabarettisten erfahren Sie hier.

Man, dit is ja jwd!

Janz weit draußen ist es also. So wie Spandau. Was früher auch jwd war: der Tiergarten. Die dort aufgestellten Figurengruppen wurden im Volksmund „Puppen“ genannt, was in der Redewendung „bis in die Puppen“ Niederschlag findet. Wenn Sie also wieder mal bis in die Puppen feiern waren, ging es ganz schön lange.

Wie man’s macht, isset falsch

… und macht man’s falsch, isset ooch nich richtig! Womit Sie es garantiert richtig machen: mit unserem Serviceportal „Meine degewo“. Dort behalten Sie immer den Überblick und haben jederzeit Zugriff auf alle wichtigen Unterlagen.

Wenn Sie nun Lust bekommen haben, die Berlinerinnen und Berliner einmal in Aktion zu hören, legen wir Ihnen den Berliner Wendekorpus ans Herz. Forschende der Freien Universität Berlin bildeten nach dem Mauerfall Ostberliner Lehrkräfte weiter und haben viele Gespräche auf Tonband aufgezeichnet. Hörnse ma rin!

Sie können Fraktur lesen?

Dann aufgemerkt! „Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten“ von Hans Meyer ist eine wahre Goldgrube.

 

Neben Spottversen, Skatvokabular und einem Wörterbuch findet sich darin auch ein Verzeichnis der Ausdrücke, zum Beispiel für Begrüßungs- und Abschiedsformeln.

 

Hier geht’s zum Download (PDF, 6,5 MB).