Blick auf einen Fluss bei sonnigem Wetter. Mittig fährt ein Motorboot. Am Ufer sind Altbauten und Bäume zu erkennen. © xZoonar.com MauricexTricatellex 18573237
Stadtentwicklung | Nachbarschaft

Warum heißt es … Kietzer Feld?

Ihren Kiez kennen Sie. Wahrscheinlich sogar wie Ihre Westentasche! Aber wissen Sie, dass es in Berlin eigentlich nur zwei „echte“ Kietze gibt? degewo nimmt Sie mit auf einen kleinen Spaziergang und verrät, woher die Straße „Am Kietzer Feld“ ihren Namen hat.

Der Kiez-Begriff hat eine interessante historische Entwicklung durchgemacht. Sein Ursprung lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen und hat sich über die Jahre hinweg immer weiterentwickelt. Heute sind es vor allem die Berlinerinnen und Berliner, die einen Kiez (Stadtteil) ihr Zuhause nennen.

Ein mehrstöckiges Wohngebäude im Sonnenschein. Auf einigen Balkonen stehen Personen. © degewo
Die Nachbarschaft des Neubaus konnte sich aktiv an der Gestaltung des Umfelds beteiligen.

Traditionsreich wohnen und doch modern

Im Bezirk Treptow-Köpenick macht ein Straßenname auf den historischen Ursprung der Kieze aufmerksam. Über die Straße „Am Kietzer Feld“ spazieren wir von der Hauptstraße „Grüne Trift“ bis zum Ufer der Dahme, wo sogar ein kleine Badestelle mit Sandstrand zum Verweilen einlädt. Wir schauen nach links und sehen eine Anlegestelle mit Booten. Hier leben die Menschen, in traditioneller Kietz-Manier (damals noch mit tz), direkt am Wasser. Damit das auch bezahlbar ist, errichtet degewo dort ein modernes Wohnquartier, in dessen Gestaltung die Anwohnenden intensiv einbezogen wurden. Bald bieten dort über 300 Wohnungen viel Platz für zukünftige Mieterinnen und Mieter. Und auch für die Kleinsten ist gesorgt: Eine Kita wird ebenfalls gebaut.
 

Nicht ganz so hip: Die Kietze von damals

Anders als im modernen Berlin von heute, wollte vor knapp 600 Jahren wohl kaum jemand im Kietz leben. Im Nordosten Deutschlands trugen zu dieser Zeit einfache Fischersiedlungen an Flüssen diesen Namen, die sich meist in unmittelbarer Nähe zu Burgen oder Schlössern befanden. Ihre Bewohnerinnen und Bewohner waren dazu verpflichtet, für die Schloss- und Burgherren zu fischen und andere Dienstleistungen zu erbringen. Die ersten Kietze waren hauptsächlich von slawischstämmigen Siedlern bewohnt. Deshalb wird vermutet, dass der Name „Kietz“ aus dem slawischen Wort „chyza" entstanden ist, was so viel wie Hütte oder Haus bedeutet.

Ein Schwarz-Weiß-Foto von einer Straße mit Häusern. Ein Baum im Vordergrund. Menschen gehen auf dem Gehweg. © Max Missmann
Der Kietz von Berlin-Köpenick um 1910

Berlins „echte“ Kieze

Diese ursprünglichen Kietze gab es im heutigen Berliner Stadtgebiet nur an zwei Stellen: Spandau und Köpenick. Beide Ortsteile haben eine eigenständige mittelalterliche Stadttradition und gingen aus slawischen Siedlungen in der Nachbarschaft von Burgen hervor. Bis jetzt ist in Berlin-Köpenick dieser Charakter im Stadtbild erkennbar.
 

Die heutigen Kieze

Der Begriff „Kiez“, wie wir ihn heute verwenden, wurde erst in den 1970er Jahren populär und besonders durch die Immobilien- und die Tourismusbranche nach der Wende geprägt. Nun verbinden wir damit vor allem verschiedene Kulturen und Gemeinschaft. Kiezbewohnerinnen und -bewohner identifizieren sich häufig stark mit „ihrem Kiez“.

Historisches Treptow-Köpenick

Wer heute in Treptow-Köpenick wohnt, kann also mit voller Inbrunst von sich behaupten, dass er in einem echten Berliner Kiez wohnt. Und wer den Kiez noch nicht für sich entdeckt hat, sollte unbedingt mal für einen Spaziergang vorbeischauen.

Denn Treptow ist nicht nur der größte, sondern auch einer der grünsten und wasserreichsten Bezirke Berlins. Die historische Altstadt und das Schloss laden zum Bummeln ein und wer seinen Spaziergang ans Ostufer der Dahme Richtung Süden fortsetzt, kommt auch an der Straße „Am Kietzer Feld“ vorbei. Ein Abstecher der sich lohnt.

Serie: „Warum heißt es …?“

Wir nehmen Sie mit auf spannende Reisen durch die Straßen und auf die Plätze Berlins.

Erfahren Sie gemeinsam mit uns was hinter den Orten aus Ihrem Alltag steckt ­– von historischen Persönlichkeiten über kuriose Gegenstände und Berufsbezeichnungen bis hin zu einzigartigen Pflanzen.

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