Wohnhaus von degewo im Agnes-Straub-Weg © Tina Merkau
Stadtentwicklung

Warum heißt es ... Agnes-Straub-Weg?

Wenn Sie jemanden im Agnes-Straub-Weg besuchen, stehen die Chancen gut, dass Sie in eines der beiden Wohnhäuser von degewo eingeladen werden. Aber wer ist die Namensgeberin der Straße in Gropiusstadt? Wir reisen in die Vergangenheit und lernen Agnes Straub kennen.

Zwischen der Berliner Gropiusstadt und Rudow verläuft ein kleiner, geschwungener Weg. Er trägt den Namen einer Frau, die während der 1920er und 1930er Jahre auf Deutschlands Bühnen Erfolge feierte: Agnes Straub. Doch wer war diese Dame von Welt? Begleiten Sie uns im degewo-Blog auf eine kleine Reise in die Vergangenheit.

degewo im Agnes-Straub-Weg

Fährt man auf der Neuköllner Straße Richtung Süden, biegt dann in die Fritz-Erler-Allee ein und nimmt die nächste Straße auf der linken Seite, gelangt man in den Agnes-Straub-Weg. Dieser verläuft zunächst schnurgeradeaus nach Süden und führt seine Besucherinnern und Besucher schließlich in einer Runde wieder zu ihrem Ausgangspunkt. Dieser kleine Weg hat nicht nur eine berühmte Namensgeberin, hier finden sich auch gleich zwei Wohnhäuser von degewo.

Für die Bühne geboren

Genau wie der Weg, der heute ihren Namen trägt, ist das Leben von Agnes Josephine Straub von Wendungen geprägt. Agnes Straub wird 1890 in München geboren und besucht die Klosterschule in Dachau, wo sie bei einem Krippenspiel zum ersten Mal auf der Bühne stehen darf. Nach einigen Jahren Schauspielunterricht bekommt sie mit 18 Jahren ihr erstes festes Engagement am Stadttheater Heidelberg. Dort feiert sie in der Rolle der „Sappho“ in dem gleichnamigen Drama von Franz Grillparzer ihr Debut.

Zu Hause auf Berlins Bühnen

1911 wechselt Agnes Straub zunächst an das Theater in Bonn, nach einem Zwischenstopp in Königsberg verschlägt es sie schließlich nach Berlin. In der Hauptstadt findet sie ihre Wahlheimat. Dort nimmt ihre Karriere richtig Fahrt auf. Sie hat die Möglichkeit, an vielen namhaften Theatern aufzutreten. Als ihr damaliger Ehemann Hubert Gottfried Bernhard Cronenberg 1915 schon ein Jahr nach ihrer Hochzeit verstirbt, erkrankt Agnes Straub schwer. 1918 feiert sie jedoch ihr Comeback auf der Bühne des Königlichen Hoftheaters in Berlin. Auch in Wien spielt Straub immer wieder, vor allem in Dramen.

Ein Bild eines orange-roten, mehrstöckigen Gebäudes mit Balkonen umringt von Bäumen und Büschen. © Tina Merkau
Das degewo-Wohnhaus in der Fritz-Erler-Allee / Agnes-Straub-Weg war der erste Mietwohnungsbau seit Fertigstellung der Gropiusstadt vor 40 Jahren. Es wurde 2016 fertiggestellt und umfasst insgesamt 3.700 Quadratmeter Wohnfläche.
Blick vom Balkon eines weiß-gelben, mehrstöckigen Gebäudes mit Balkonen. © Tina Merkau
Im Agnes-Straub-Weg 22, direkt am U-Bahnhof Zwickauer Damm, sind 2017 57 Mietwohnungen entstanden. 16 Wohnungen wurden barrierefrei gestaltet. Im Erdgeschoss gibt es ein Café mit Außenterrasse und eine große Kindertagesstätte mit Platz für insgesamt 60 Kinder.

Von der Bühne auf die Leinwand

Nicht nur auf der Bühne kann Straub ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen: 1921 erhält sie ihre erste Rolle in einem Stummfilm. Und „Der Roman der Christine von Herre“ soll nicht ihr letzter Film bleiben. Es folgen Rollen in Filmen wie „Die vier Musketiere“ oder „Fridericus Rex“, in dem auch Friedrich Kayßler mitspielt, dem ebenfalls eine Berliner Straße gewidmet ist. Doch der Bühne bleibt Agnes Straub immer treu. Sie feiert Erfolge an Theatern in ganz Deutschland. Dabei lernt sie schließlich auch ihren langjährigen Lebensgefährten kennen, den jüdischen Regisseur und Schauspieler Leo Reuss.

Große Künstlerin und stille Kämpferin

Gemeinsam mit Reuss spielt Agnes Straub ab 1925 in vielen Stücken. Nicht zuletzt, um ihren Geliebten vor der Verfolgung der Juden zu schützen, gründet sie 1930 ein eigenes Theater am Kurfürstendamm, das auch einige Jahre ihren Namen trägt. Nach 1933 erhält Agnes Straub keine Rollen mehr am Staatstheater, ein Jahr später darf auch ihr Lebensgefährte nicht mehr in Deutschland arbeiten. Beide treten im Ausland mit dem „Agnes-Straub-Ensemble“ auf. Als Leo Reuss sich 1937 zur Auswanderung in die USA gezwungen sieht, trennen sich ihre Wege. Sie bleibt in Berlin und setzt dort ihre Karriere fort.

Ein tragischer und früher Tod

In einer ihrer letzten Rollen spielt Agnes Straub in einem Stück, das der deutsche Schriftsteller Günther Weisenborn 1934 extra für sie geschrieben hat. Darin erzählt Weisenborn die Geschichte von Friederike Caroline Neuber, die das deutsche Theater mitbegründet hat und am Unverständnis ihrer Zeit zerbrach. Straub geht mit ihrem Stück auf Tournee und erleidet dabei 1939 einen schweren Autounfall, an dessen Folgen sie drei Jahre später stirbt. Auf der Bühne steht sie bis zuletzt.

Eine Schauspielerin fürs Leben und darüber hinaus

Agnes Straub verbringt ihr ganzes Leben auf der Bühne und wird vor allem für ihre charakterstarke Darstellung großer Frauenfiguren gefeiert. Dafür wird sie 1932 mit dem ersten Luise-Dumont-Goldtopas ausgezeichnet. Wenn Sie das nächste Mal durch das degewo-Quartier Neukölln schlendern, wissen Sie ab jetzt, wohin sich ein Abstecher lohnt.

Serie: Warum heißt es ...?

Wir nehmen Sie mit auf spannende Reisen durch die Straßen und auf die Plätze Berlins.

 

Erfahren Sie gemeinsam mit uns, was hinter den Orten aus Ihrem Alltag steckt ­– von historischen Persönlichkeiten über kuriose Gegenstände und Berufsbezeichnungen bis hin zu einzigartigen Pflanzen.

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