Die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße, liebevoll Schlange genannt, gehört wegen ihrer Größe, Komplexität und der durchlaufenden Schnellstraße zu den bemerkenswertesten Bauten Berlins. Wir verraten Ihnen, wie die Idee zu diesem Projekt entstand, welche Herausforderungen mit der Schlange verbunden sind und was das Gebäude so besonders macht. Wir laden Sie zu einer digitalen Führung durch den einzigartigen Gebäudekomplex ein.
Sie gilt als einzigartiger Sonderbau. Schließlich ist sie das weltweit einzige Gebäude, bei der eine Schnellstraße mit Wohnungen linear überbaut wurde. Die Rede ist von der Schlange, einem Denkmal, welches zu den größten zusammenhängenden und durchgängig begehbaren Wohnkomplexen Europas zählt. Zwei separate Autobahntunnelröhren durchlaufen das Gebäude in den ersten drei Geschossen. Die sieben Sockelgeschosse wurden als Terrassenhaus gestaltet, darüber erhebt sich ein siebengeschossiges Hochhaus.
Wie entstand die Idee zu diesem Bau? Wie sieht der Wohnkomplex von innen aus? Und welche Herausforderungen sind damals und heute mit dem Gebäude verbunden?
Wir führen Sie digital durch die Schlange
Die Schlange ist mit einer Länge von 500 Metern, einer Breite von 60 Metern und einer Höhe von 46 Metern ein imposanter Bau, der bei einer Begehung eine gute Kondition erfordert. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals zeigen wir Ihnen beeindruckende Bilder des Denkmals und berichten zu Daten, Fakten und Besonderheiten:
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Ein Kind der Wohnungsnot: Wie es zum Bau der Schlange kam
Anfang bis Mitte der 1970er war die Wohnraumsituation im isolierten Westteil Berlins sehr kritisch. Eine Idee musste her, wie dringend benötigte Wohnungen geschaffen werden konnten. Mit dem Konzept der Schlange sollten erstmals Verkehrsflächen und Wohnungsbau in einem Bau vereint werden, um kostbaren Baugrund effizient zu nutzen. 1971 stimmten Senat und Bezirksgremien dem Bau eines solchen Konzeptes zu. Das blieb nicht ohne Kritik: Mehr als 1.700 Bürgerinnen und Bürger wandten sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt. Doch die Wohnungsnot wog schwerer als die Bedenken.
Die Konstruktion der Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße: Kein leichtes Unterfangen
Mit dem Entwurf von Georg Heinrichs und dem Architekten Gerhard Krebs nahm das Bauunternehmen Mosch den Bau und die einhergehende Herausforderung in Angriff. 1974 geriet die Mosch Bauunternehmung in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Land Berlin übergab daraufhin degewo die Projektdurchführung. Pläne mussten überarbeitet werden, haustechnische und wirtschaftliche Ideen schienen nicht realisierbar. Dennoch begannen bereits 1975 erste Bauarbeiten, um den vom Bundesverkehrsministerium für die Förderung des Autobahnbaus geforderten Baubeginn sicherzustellen. Die endgültige Baugenehmigung lag erst 1978 vor. Die Bauphase blieb nicht ohne Schwierigkeiten: Bodenabsenkungen des Erdreichs forderten einen teuren Ausgleich. Trotz der widrigen Herausforderungen gelang im Jahr 1981 die Fertigstellung der Schlange. Erste Bewohner zogen bereits 1980 in Wohnungen. Im selben Jahr wurde die Autobahn in Betrieb genommen.
Die Schlange heute: Bemerkenswerte Daten und Fakten
Die Schlange hat sich mittlerweile zu einem beliebten Wohnumfeld gewandelt. Das liegt unter anderem an der Stadtlage mit guten Verkehrsanbindungen sowie den recht günstigen Mieten. Hier ein paar spannende Zahlen und Fakten zur Schlange:
- In 1.752 Wohnungen leben 3000 Menschen.
- Allein 1.329 der Wohnungen gehören dem sozialen Wohnungsbau an.
- Im Durchschnitt sind die Mieterinnen und Mieter 62,1 Jahre jung.
- Auf 5.774 m² Fläche sind 27 Gewerbeeinheiten verteilt.
- Über 40.000 m² Grünfläche (davon 20.000 m² Spielfläche) bieten Anwohnerinnen und Anwohnern Austausch- und Freizeitmöglichkeiten.
- Das Gemeinschaftsgefühl macht sich bei der Initiative „Nachbarn für Nachbarn“ bemerkbar. Beinahe 100 Mieterinnen und Mieter treffen sich regelmäßig zu verschiedenen Freizeitaktivitäten. Malen, Sport und Spiel stehen hier hoch im Kurs.
Trotz regem Verkehr kein Lärm
Die technische Anlage der Autobahntunnelkonstruktion ist so angelegt, dass die Anwohnerinnen und Anwohner der Überbauung durch die werktags 60.000 bis 80.000 durchfahrenden Fahrzeuge nicht gestört werden. Das ist nur durch eine völlig getrennte Tunnelkonstruktion möglich: zwei Tunnelröhren führen durch das Gebäude.
Die Schlange heute: Ein architektonisches Denkmal
Im Jahr 2017 erklärte das Landesdenkmalamt die Schlange zum Denkmal. Seitdem bietet degewo alljährlich zum Tag des offenen Denkmals Führungen durch den einzigartigen Wohnkomplex an – in diesem Jahr digital.