Unweit unserers Quartiers in der Krugpfuhlsiedlung befindet sich die Gropiusstadt. Einst als „Schlafstadt“ für Arbeiter konzipiert, hat sich das Quartier grundlegend gewandelt. Der Ruf eines Problemkiezes hängt der Gegend seit Christiane F.s „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ zwar hartnäckig nach. Aber wer einmal vor Ort war, wird entdecken, wie facettenreich das Quartier ist – und wie überraschend. Ein Streifzug zum 60-jährigen Geburtstag von Berlins bekannter Großsiedlung.
Gropiusstadt ist auf seine Art schön. Klar, Beton ist nicht jedermanns Sache, und die Zeit, als das Quartier sozialer Brennpunkt war, nicht lang her. Aber viel Grün, eine multikulturelle und aktive Nachbarschaft sowie die vielen Verkehrsanbindungen gestalten das Leben in Gropiusstadt angenehm. Und es gibt einiges zu entdecken.
Berlins höchstes Wohnhaus: Ein atemberaubender Ausblick
Dreißig Stockwerke ragt das höchste Wohnhaus nicht nur von Gropiusstadt, sondern ganz Berlins in die Höhe. Das Haus birgt auch eine sportliche Herausforderung: Hier findet jährlich der „Tower Run“ statt, 465 Stufen und circa 100 Höhenmeter geht es aufwärts. 2020 ließ es sich der Sportsenator nicht nehmen, selbst den Startschuss zu geben. Der schnellste Runner schaffte es in 3:37,88 Minuten in den 29. Stock, der Rekord liegt bei 3:16 Minuten.
Kunst in der Gropiusstadt
Haben Sie gewusst, dass es in der Gropiusstadt richtig viel Kunst zu bestaunen gibt? Das Quartiersmanagements Gropiusstadt Nord hat einen Spaziergang [PDF, 1.1 MB] zusammengestellt, bei dem Sie sich ganz gemütlich und vollkommen kostenlos interessante Kunstwerke ansehen können.
Freizeit, Nachbarschaft, Bewegung: Das Engagement von degewo in Gropiusstadt
Ein Viertel der insgesamt 36.000 Einwohnerinnen und Einwohner von Gropiusstadt wohnt bei degewo. Und es werden immer mehr. Bis 2022 kommen 600 Wohnungen von degewo dazu, unter anderem im Theodor-Loos-Weg. Nicht nur Wohnqualität und viel Grünflächen machen Gropiusstadt so lebenswert, sondern auch das Miteinander unserer Mieterinnen und Mieter. Besonders Familien und ältere Menschen leben hier. Entsprechend vielfältig sind die sozialen Aktivitäten: Sankt-Martins-Umzüge, degewo-Schülertriathlon und Puppenspiel für die Kleinen, Nachbarschaftstreffs, Gärtnersprechstunde und Kunstevents für die Älteren, das jährliche Sommerfest für alle.
Mittelpunkt des Geschehens ist oft das Wutzky, in Gropiusstadt kennt es jeder. Als Zentrum für Nahversorgung bietet es alles von Einkaufsmöglichkeiten über Arztpraxen bis zu Bildungs- und Sportangeboten.
Auch im Friedrich-Kayßler-Weg bewegt sich was. Auf knapp 9.000 Quadratmetern Wohnfläche entstehen bis 2023 im Auftrag von degewo 151 neue Wohnungen. Die zukünftigen Mieterinnen und Mieter dürfen sich hier auf modernen und energieeffizienten Wohnraum freuen. Die Fernwärmenutzung aus dem Holzheizkraftwerk Neukölln ist ökologisch nachhaltig und CO₂-frei. Zwischen Park und Einkaufszentrum gelegen, ist Erholung garantiert, denn der Einkauf und der Arztbesuch sind schnell in der Nähe erledigt.
Und was hat Walter Gropius damit zu tun?
Namensgeber der Siedlung ist Walter Gropius, der weltberühmte Bauhaus-Meister. In seinen letzten Lebensjahren zog es den gebürtigen Berliner immer wieder in die Heimat, zum Bauen. Vor den Nazis ins Exil geflohen, lebte der Architekt seit 1937 in den USA und schuf dort so bedeutende Bauten wie das ehemalige Pan Am Building (heute MetLife Building). In Berlin setzte er seine Theorie des Massenwohnbaus in die Praxis um. Die „Satellitenstadt“ Gropiusstadt ist ein Zeugnis davon. Zur Grundsteinlegung zusammen mit Willy Brandt 1962 reiste er persönlich an.
Nicht alles lief nach Plan in Gropiusstadt. Der Meister und sein Büro „The Architects Collaborative“ (TAC) hatten eine lockerere Bebauung vorgesehen. Gropius schwebte ein überschaubares Wohnviertel vor, maximal Zehngeschosser, große Grünflächen. Der Bau der Berliner Mauer machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Urplötzlich konnte West-Berlin nicht mehr nach außen wachsen, sondern musste sich verdichten. Immer mehr Wohnungen sollten nun in Gropiusstadt entstehen, fast 5.000 mehr als geplant.
Sie sind Mieterin oder Mieter bei degewo in Gropiusstadt?
Dann haben wir ein besonderes Angebot für Sie: In Kooperation mit der Bibliothek im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt können Sie einen kostenlosen Jahresausweis für die öffentlichen Bibliotheken Berlins erhalten!
Durch Sanierungen und Neubau zur lebenswerten grünen Stadt
Ab den 1980er-Jahren als sozialer Brennpunkt bekannt, ruft das Wort „Gropiusstadt“ auch heute noch bei vielen Erinnerungen an die Zeit von Christiane F.s Großstadtroman „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ hervor. Doch seitdem hat sich viel geändert. Die vielen Grünflächen, die Gropius’ ursprünglicher Entwurf vorsah, wurden nach und nach hinzugefügt. Sogar ein Vogel- und Landschaftsschutzgebiet existiert hier. Großflächige Sanierungen und Neubauprojekte machen den Ortsteil wohnlicher.
Allerdings prägen nicht nur Neubauten das Straßenbild in Gropiusstadt – Denkmalpflege wird hier groß geschrieben. Hier steht zum Beispiel die älteste erhaltene Mühle Berlins: die Jungfernmühle. Mehl gemahlen wird hier nicht mehr, heute beherbergt die achteckige Mühle ein Restaurant. Daneben beherbergt Gropiusstadt zwei weitere und drei großflächige Denkmalbereiche. Auch der Gartenhof des eingangs erwähnten Gropiushochhauses, das mit seiner Hufeisenform an die Hufeisensiedlung in Britz erinnert, steht unter Denkmalschutz. Auch im nächsten Jahr wird hier wieder das Rennen um den schnellsten Treppenaufstieg starten. Vielleicht wird dann der bisherige Rekord gebrochen?