Zum 100-jährigen degewo-Jubliäum in diesem Jahr erreichten uns viele Glückwünsche. Nun ist es aber an der Zeit, selbst zu gratulieren, denn eine weitere Berliner Institution feiert Geburtstag: Das Kino International wird 60 Jahre alt. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit des berühmten Filmkunsttheaters an der Karl-Marx-Allee, in dem nicht nur Film-, sondern auch Zeitgeschichte geschrieben wurde.
Das Kino International ist sicherlich eines der beeindruckendsten Kinos in Berlin. Seine kastenartige Form mit der frei schwebenden Front, die riesigen Panoramafenster und das klare Innendesign, das bis heute dem Stil der 1960er-Jahre treu geblieben ist, dürften nicht nur Architekturfans faszinieren. Gebaut wurde das Kino als Zeichen für die wachsende Souveränität der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf der Vorzeigemeile des sozialistischen Staates. Es sollte Modernität ausstrahlen und zeigen, dass Kultur und insbesondere das Kino in Ostdeutschland wichtig waren.
Das Kino International: Ein Symbol des Aufbruchs
Als die Planungen für das Kino International Anfang der Sechzigerjahre begannen, hieß die Karl-Marx-Allee noch Stalinallee und wurde gerade als Prachtstraße für Paraden und Aufmärsche des totalitären SED-Regimes umgebaut. Als das Kino 1963 zum ersten Mal seine Pforten öffnete, war aus der Stalinallee im Zuge der Entstalinierung bereits die Karl-Marx-Allee geworden. Der erste Film, der im neuen Kino gezeigt wurde, war das sowjetische Drama „Eine optimistische Tragödie“.
DDR-Klassiker aber auch Hollywoodstreifen feierten hier Premiere
In den folgenden Jahren entwickelte sich das Kino International zu einer festen Größe in der Ost-Berliner Kinolandschaft. Gezeigt wurden Klassiker des DDR-Films wie „Solo Sunny“ von Konrad Wolf, aber auch im Westen produzierte Filme wie „Jenseits von Afrika“ oder „Dirty Dancing“.
So verlief der Fall der Mauer im Kino International
Der wohl bedeutendste Kinomoment in der Geschichte des Kino International war die Vorführung des ersten queeren DDR-Films „Coming Out“ von Heiner Carow. Während der Film im Kino International Premiere feierte, fiel die Mauer – als das Publikum den Saal verließ, war der Anfang vom Ende der deutschen Teilung eingeläutet.
Wenn die Filmwelt nach Berlin schaut: Berlinale-Kino seit 34 Jahren
Bereits wenige Monate nach dem Fall der Berliner Mauer fanden 1990 die ersten Berlinale-Vorführungen im Kino International statt. Seitdem gehört das Lichtspielhaus zu den festen Spielstätten der Berliner Filmfestspiele – auch in diesem Jahr werden zur Berlinale wieder einige neue Filmhighlights im Kino International zu sehen sein.
Kino International schafft Sichtbarkeit für queere Menschen
Zwei Jahre später, im Jahr 1992, übernahm die Yorck-Kinogruppe das Kino International, in deren Besitz es sich bis heute befindet. Unter dieser Leitung setzte sich das Kino wie schon zu DDR-Zeiten weiterhin dafür ein, queere Menschen filmisch sichtbar zu machen. Zum Beispiel mit der Filmreihe „Mongay“, die seit 1997 jeden Montag queere Filme im Kino International zeigt.
Jetzt ist erst einmal Schluss: Ein Blick in die Zukunft des Lichtspielhauses in der Karl-Marx-Allee
Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, sich einen Film im Kino International anzusehen oder einfach die tolle Architektur bewundern möchten, müssen Sie sich allerdings beeilen: Kurz nach der diesjährigen Berlinale Anfang April 2024 schließt das Kino International nämlich seine Pforten – für mindestens 15 Monate. Grund dafür sind umfangreiche Sanierungsarbeiten im Haus. Aber keine Sorge, den berühmten Geist der 1960er-Jahre soll man auch nach den Renovierungsarbeiten noch im Kino International schnuppern können, versichern die Kinobetreiber.