Im Jahr 2023 wird das Thalia-Kino im Berliner Bezirk Lankwitz 90 Jahre alt. Grund genug, einen Blick auf die spannende Geschichte des beliebten Kiezkinos zu werfen, das schon etliche Krisen überlebt hat.
Bevor das Thalia-Kino zum Thalia wurde, hieß es Capitol – das war im Jahr 1933. Damals wurde ganz in der Nähe des heutigen Standorts das für die damalige Zeit äußerst moderne Capitol-Kino gebaut: 950 Menschen fanden hier Platz, es war für Tonfilmvorführungen ausgestattet und einer der Kinosäle hatte eine Bühne, sodass im Capitol auch Theater gespielt werden konnte. Allerdings war das Capitol nicht von Dauer: Bei einem Bombenangriff auf Berlin 1943 wurde das Kino nach nur zehn Jahren komplett zerstört.
Das Capitol wird wiederaufgebaut – unter neuem Namen
Wiederrum zehn Jahre später, im Jahr 1953, als sich Berlin im Wiederaufbau befand, baute degewo in Lankwitz 2.000 neue Wohnungen. Um die Menschen ins etwas am Rande Berlins gelegene Lankwitz zu locken und den neu entstehenden Kiez attraktiver zu machen, entschied sich degewo, auch das ehemalige Capitol wiederaufzubauen, diesmal aber unter neuem Namen und ein paar Häuser weiter. So entstand das Thalia-Kino wie wir es heute kennen, als einstöckiger Glasbau etwas zurückgestellt zwischen zwei Häuserblöcken im Thaliaweg 17a.
Kinoblüte in den 1950ern – und erste Krise mit Aufkommen des Fernsehens
In den darauffolgenden Jahrzehnten lief es gut für das Thalia. In den 1950er-Jahren gingen die Menschen gerne und viel ins Kino: Nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren war Zerstreuung willkommen und noch fast niemand hatte einen eigenen Fernsehapparat zu Hause. Als die Fernseher in den 60er- und 70er-Jahren immer mehr Einzug in deutsche Wohnzimmer hielten, wurde das Thalia auch von der allgemeinen Kinokrise, der viele Kinos zum Opfer fielen, nicht verschont. So stand es im Jahr 1979 fast vor dem Aus.
Ein Umbau rettete das Thalia vor dem Aus
Doch auch diesmal kam Rettung, und zwar in Form eines kompletten Umbaus: Aus den beiden großen Kinosälen wurden vier kleinere Säle. So konnte das Kino mehr Filme ins Programm nehmen und wurde damit auch wieder mehr besucht. Zusätzlich entstand im Eingangsbereich des Thalia ein kleiner Einkaufsladen für den täglichen Bedarf der Nachbarschaft.
Ein ganz besonderes Programm
Den Laden gibt es nicht mehr, aber das Thalia besteht noch immer: Und das obwohl es auch heute – in Zeiten der großen Multiplexkinos – für das Thalia wie für viele andere kleine Kiezkinos nicht gerade leicht ist. Um das Thalia dennoch am Laufen zu halten, hat sich Filmtheaterleiter Emanuel Fernandes ein besonderes Programm überlegt, bei dem für alle Lankwitzerinnen und Lankwitzer etwas dabei ist. Im Thalia kann man sowohl die aktuellen Marvel-Verfilmungen sehen als auch die neueste Liebeskomödie mit Elyas M’Barek oder ausgewählte Arthouse-Filme.
Für die Kleinsten ist der kleinste Saal ideal
Besonders kleine Kinder, die noch nicht oft im Kino waren und denen die Dimension und Lautstärke großer Kinos schnell zu viel wird, fühlen sich im kleinsten Saal des Thalia mit nur 20 Plätzen wohl, erzählt Emanuel Fernandes. „Und wenn wir gebeten werden, lassen wir hier auch mal das Saallicht an. Dann ist es auch nicht so unheimlich für die Kleinen“ so der Thalia-Kinoleiter.