Im Berliner Brunnenviertel liest man in der Waschküche. Mit der „Lesezeit“ schafft Cornelia Holl eine Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs für alle im Kiez. Im Interview mit dem degewo-Blog erzählt die Rentnerin davon, wie sie diese Arbeit auch persönlich bereichert.
In der Feldstraße Ecke Ackerstraße hat degewo Ende 2020 einen ehemaligen Waschraum zu einem Nachbarschaftstreff für die Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels umgebaut. An diesem geschichtsträchtigen Ort organisiert Cornelia Holl einmal wöchentlich die „Lesezeit“.
Die Waschküche im Ackerkiez: Ein Raum für Begegnung
Im Brunnenviertel gibt es viele Möglichkeiten, sich in der Nachbarschaft zu engagieren. Eine davon ist das Nachbarschaftscafé „Waschküche“. Seit 2021 wird es von degewo als Kiez-Treffpunkt für die Nachbarschaft zur Verfügung gestellt. Unter der Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde „Versöhnung“ werden dort vielfältige Veranstaltungen angeboten. Die Veranstaltenden sind Anwohnende, Engagierte und Akteurinnen und Akteure aus dem Kiez.
Zeit zum Lesen und für gute Gespräche: Cornelia Holls „Lesezeit“
Eine der ehrenamtlichen Organisatorinnen in der „Waschküche“ ist Cornelia Holl. Jeden Dienstag organisiert sie ein Angebot, das Menschen mit verschiedenen Hintergründen zusammenbringt. In gemütlicher Atmosphäre werden Bücher vorgelesen und es bleibt ausreichend Zeit für anregende Gespräche. „Gerade für Menschen, die gerne ohne großen Aufwand etwas außer Haus unternehmen möchten, ist die ‚Lesezeit‘ eine Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs“, erzählt Frau Holl. Außerdem organisiert sie in der „Waschküche“ mehrmals im Jahr Lesungen und Gespräche mit Berliner Autorinnen und Autoren. Sie selbst ist im Rentenalter und erlebt diese Aufgaben als wichtige Bereicherung. „Als nach Berlin Zugezogene fühle ich mich dadurch mit dem Ort auf besondere Weise verbunden“, sagt sie.
Shared Reading: Gemeinsam lesen
Cornelia Holl betont, dass es sich bei ihrer Veranstaltung nicht um einen klassischen Buchclub handelt, bei dem alle Teilnehmenden zu Hause für sich das gleiche Buch lesen und sich anschließende darüber austauschen. In der „Lesezeit“ steht das gemeinsame Lesen und Zuhören vor Ort im Vordergrund, woraus sich interessante Gespräche entwickeln. Frau Holl hat sich dabei am „Shared-Reading-Ansatz“ aus Großbritannien orientiert.
Lebenswege aus aller Welt
Bei der Auswahl der Bücher für die Veranstaltung achtet Cornelia Holl darauf, dass Themen wie Herkunft und Lebenswege eine Rolle spielen. Ansonsten ist es eine bunte Mischung von Geschichten aus aller Welt. Bevor ein neues Buch angefangen wird, bereitet Frau Holl für die Teilnehmenden immer Hintergrundinformationen zu den Herkunftsländern und Kulturen der Bücher vor. „Es ist immer toll, wenn Teilnehmende dabei sind, die schon einmal in diesen Ländern waren und uns dann von ihren Erfahrungen berichten“, erzählt sie. „Alle, die noch keinen Bezug zu diesem Ort haben, können so gedanklich dorthin reisen und mehr darüber erfahren“, führt sie aus.
Ein neuer Lebensabschnitt und eine besondere Aufgabe
Auch Cornelia Holl kann aus ihrem Engagement viel für sich persönlich mitnehmen. „Durch die ‚Lesezeit‘ bekomme ich die Gelegenheit, viele Bücher zu lesen und kann mich so literarisch auf dem Laufenden halten. Außerdem komme ich mit der Nachbarschaft in Kontakt“, erzählt sie. „Das ist für mich genauso ein Gewinn, wie für die Menschen, die zur Lesezeit kommen“, schließt sie.
Berlin sozial gestalten
Lokale Freizeitangebote wie die „Waschküche“ bringen Abwechslung in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner des Kiezes und ermöglichen soziale Kontakte. Deshalb unterstützt degewo diese Nachbarschaftstreffs und stellt Räume für nachbarschaftliche Begegnungen zur Verfügung.