Die Wohnanlage Schlangenbader Straße ist ein besonderer Ort – nicht nur, weil sie die weltweit einzige lineare Überbauung einer sechsspurigen Autobahn und eines der größten Wohnhäuser Europas ist. Dirk Sachse, Haustechniker in der Schlangenbader Straße, erzählt, was ihn daran fasziniert.
„Wer hier arbeitet, schafft sein Tagespensum von 10.000 Schritten locker“, lacht Dirk Sachse. Er ist beruflich viel zu Fuß unterwegs in der Wohnanlage Schlangenbader Straße – liebevoll kurz „Schlange“ genannt – im Berliner Bezirk Wilmersdorf. Seit vier Jahren sorgt er dort als Haustechniker dafür, dass das technische Innenleben in einem der größten Gebäudekomplexe Europas rund läuft.
Knapper Wohnraum im isolierten West-Berlin
Die Schlange entstand, weil im durch die Mauer isolierten West-Berlin der 1970er-Jahre der Wohnraum knapp wurde: Trabantenstädte wie die Gropiusstadt oder das Märkische Viertel wurden hochgezogen. Irgendwann reichte auch dafür der Platz nicht mehr aus. Man suchte nach neuen Lösungen, um Wohnraum zu schaffen, zum Beispiel durch die Doppelnutzung von Flächen. Und so kam es, dass über der Berliner Stadtautobahn A 100 ein Wohnhaus entstehen sollte.
Faszinierend: Von der Autobahn ist im Haus nichts zu hören
Nach den Plänen der Architekten Georg Heinrichs sowie Gerhard und Klaus Krebs wurde Anfang der 1970er-Jahre mit dem Bau begonnen, 1980 war die Wohnanlage über der Autobahn mit 1.750 neuen Wohnungen bezugsfertig. Das Faszinierende an dem Bauwerk ist nicht nur, dass mitten hindurch eine Autobahn führt, sondern vor allem, dass davon aufgrund der besonderen Bauweise nichts zu hören ist.
Dieses Team hält die Schlange am Laufen
„Die Schlange ist mit ihren 45 Jahren schon eine etwas ältere Dame, die auch schon die eine oder andere Falte hat“, beschreibt Dirk Sachse seine Arbeit. „Wir sind dafür da, diese Fältchen zu glätten und entstandene Mängel zu beseitigen.“ „Wir“, das sind neben ihm noch eine weitere Kollegin aus der Haustechnik, die Hausverwaltung, drei Hausmeister und ein siebenköpfiges Reinigungsteam, das die Wohnanlage sauber hält.
So sieht die Arbeit eines Haustechnikers aus
Jedes Teammitglied sei wichtig, um die Infrastruktur des Hauses am Laufen zu halten, betont Dirk Sachse. Zu seiner eigenen Arbeit gehören Verwaltungsaufgaben, aber auch die Vermittlung zwischen den Bewohnenden und beispielsweise Handwerksfirmen, wenn im Haus etwas nicht funktioniert: „Je nachdem, ob ich ihre Wünsche erfüllen kann oder nicht, bin ich für die Mieterinnen und Mieter mal der gute und mal der böse Techniker", scherzt Dirk Sachse in seinem Büro in der Schlangenbader Straße.
Dirk Sachse kennt die Schlange von Anfang an
Dirk Sachse selbst kennt das Haus buchstäblich von der Pike auf: Als die Schlange in den 1970er-Jahren gebaut wurde, absolvierte er als Auszubildender ein mehrwöchiges Praktikum auf der Baustelle. Als er vor vier Jahren hier als Techniker anfing, war es dennoch eine Herausforderung, sich in die technischen Feinheiten des Gebäudes einzuarbeiten.
Sie müssen kein Schlangenbeschwörer sein
… um bei uns zu arbeiten. Wir suchen stets kluge Köpfe mit frischen Ideen, die gemeinsam mit unseren 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Berlin gestalten wollen.
Detektivarbeit: Manchmal fordert die Schlange den Techniker heraus
Auf die Frage, was ihm an der Schlange am besten gefällt, antwortet Dirk Sachse: „Dieses Haus ist schon etwas ganz Besonderes und vereint in sich alles, was mein Technikerherz höherschlagen lässt. Hier ist meine Arbeit viel spannender als in einem ‚normalen‘ Wohnblock.“ Obwohl sie auch anstrengend sein kann. Durch die gestaffelte Bauweise sei es mitunter gar nicht so einfach, die Ursache für bestimmte Schäden zu finden: „Wenn es in einer Wohnung von der Decke tropft, müssen wir manchmal richtige Detektivarbeit leisten, um herauszufinden, woher das Wasser kommt.“
Das Besondere: Die gute Stimmung im Haus
Auch die Atmosphäre im Haus sei besonders: „Es kommt oft vor, dass mich Mieterinnen und Mieter mit Namen begrüßen, das freut mich immer sehr.“ Auch untereinander seien die Bewohnerinnen und Bewohner gut vernetzt, erzählt der Techniker: „Hier in der Schlange gibt es eine starke Hausgemeinschaft, die auch von degewo aktiv gefördert wird: Es finden zum Beispiel regelmäßig Spieleabende und Diskussionsrunden oder kleine Ausstellungen statt.“
Die Schlange: Eine eigene kleine Stadt in der Stadt
Gerade die langjährigen Mieterinnen und Mieter seien stolz darauf, hier zu wohnen und sprächen oft von „ihrer Schlange“, sagt Dirk Sachse. Eigentlich, so erzählt er, sei die Schlange so etwas wie eine eigene kleine Stadt in der Stadt, denn im Haus gebe es so ziemlich alles, was man an grundlegender Infrastruktur braucht: einen Supermarkt, einen kleinen Imbiss, eine Apotheke, tolle Spielplätze und sogar eine Kindertagesstätte.
Führungen durch die Schlange zum „Tag des offenen Denkmals“
Seit 2017 steht die Schlange aufgrund ihrer visionären und einzigartigen Architektur unter Denkmalschutz. Für alle, die sich selbst ein Bild von diesem faszinierenden Gebäude machen möchten, bietet degewo seitdem jährlich am „Tag des offenen Denkmals“ Führungen durch die Wohnanlage an.