Visualisierung eines Neubaus mit einer Durchgangsstraße, Bäumen und Menschen aus der Nachbarschaft. © Bollinger + Fehling
Stadtentwicklung | Nachbarschaft

Warum heißt es … Max-Herrmann-Straße?

Eher unscheinbar schlängelt sich die kleine Max-Herrmann-Straße durch den Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Nach wem sie benannt ist und warum es wichtig ist, den Namensgeber nicht zu vergessen – degewo erklärt’s.

Klein, aber oho: Die Max-Herrmann-Straße ist nicht besonders lang, dafür punktet sie mit viel Grün und neuen Wohnungen von degewo. Auf einer Fläche von 12.800 Quadratmetern werden hier voraussichtlich im Mai diesen Jahres neue Apartments für Singles, Paare und Familien bezugsfertig. Grund genug, einmal genauer hinzuschauen, nach wem die Straße benannt ist.

Max Herrmann: Ein Berliner Original

Wer also war Max Herrmann? Im Jahr 1865 erblickte er in Berlin die Welt und wuchs hier auf. Nach Studienaufenthalten in Freiburg und Göttingen kehrte er wieder in seine Heimatstadt zurück und wurde Professor für Germanische Philologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität, die wir heute als Humboldt-Universität kennen.

Schwarzweißfoto von Max Herrmann um circa 1900. Er trägt einen Anzug mit Fliege. © gemeinfrei, Quelle Wikipedia
Max Herrmann als junger Mann um circa 1900. Damals begann er, an der Friedrich-Wilhelms-Universität Vorlesungen zu halten.

Sein Herz schlug für das Theater

Wenige Jahre später heiratete Max Herrmann die Lehrerin und Literaturwissenschaftlerin Helene Schlesinger. Schon als junger Mann beschäftigte sich Max Herrmann intensiv mit Theatertheorie und begann schließlich, Vorlesungen darüber zu halten. In den folgenden Jahren setzte er sich verstärkt dafür ein, sein Fach – die Theaterwissenschaft – als eigenständige wissenschaftliche Disziplin unabhängig von der Germanistik zu etablieren.

Max Herrmann: Begründer der Theaterwissenschaft in Berlin

Mit Erfolg: 1919 erhielt er einen eigenen Lehrstuhl an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Vier Jahre später wurde das erste Berliner Institut für Theaterwissenschaft eröffnet, das Max Herrmann fortan leitete. Seitdem gilt er als Begründer der Berliner Theaterwissenschaft. Seit 2020 erinnert auch der Max-Herrmann-Dissertationspreis der Gesellschaft für Theatergeschichte an ihn, der für herausragende Doktorarbeiten über theaterhistorische Themen vergeben wird.

1933 nahm sein Leben eine tragische Wendung

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten nahm Max Herrmanns Leben eine tragische Wendung: 1933 durfte er als „Halbjude“ nicht mehr an der Friedrich-Wilhelms-Universität lehren und wurde in den Ruhestand gezwungen. Auch seine Forschungstätigkeit wurde durch die Willkür und Schikanen der Nationalsozialisten zunehmend erschwert. So durfte Max Herrmann in den Bibliotheken keine Bücher mehr ausleihen. Auch vor Ort durfte sich der bereits betagte Professor nicht mehr zum Lesen hinsetzen, sondern musste für seine Recherchen stehen bleiben. Später wurde ihm die Benutzung der Bibliotheken ganz verboten.

Deportation aus Berlin und Tod

Am 10. September 1942 wurde der damals 72-jährige Max Herrmann zusammen mit seiner Frau Helene von Berlin aus in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Zwei Monate nach seiner Ankunft in Theresienstadt, am 16. November 1942, starb Max Herrmann. Seine Frau Helene wurde zwei Jahre später zusammen mit ihrer Schwester in den Gaskammern des Konzentrationslagers Auschwitz ermordet.

Deshalb dürfen wir den Berliner Max Herrmann und sein Werk nicht vergessen

In Berlin erinnern an Max Herrmann heute noch die nach ihm benannte Straße in Marzahn-Hellersdorf und zwei Stolpersteine für seine Frau und ihn, die vor dem ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars in der Augsburger Straße 42 in Charlottenburg verlegt wurden. Sein Vermächtnis ist uns Mahnung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte – und Verpflichtung, nicht zu vergessen, sondern die Erinnerung zu bewahren.

Serie: Warum heißt es ...?

Wir nehmen Sie mit auf spannende Reisen durch die Straßen und auf die Plätze Berlins.

 

Erfahren Sie gemeinsam mit uns was hinter den Orten aus Ihrem Alltag steckt ­– von historischen Persönlichkeiten über kuriose Gegenstände und Berufsbezeichnungen bis hin zu einzigartigen Pflanzen.

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