Die Wohnanlage Schöneberger Terrassen aus der Luft betrachtet © Dirk Laubner
Stadtentwicklung | Klima | Denkmal

Schöneberger Terrassen: Ein Kiez für die Zukunft

Wo einst die modernste Großbrauerei Berlins ihren typischen Duft über Schöneberg legte, wohnen heute in 578 Wohnungen Mieterinnen und Mieter in einem denkmalgeschützten Bauensemble: den Schöneberger Terrassen. Aktuell wird der Gebäudekomplex umfassend saniert.

Unweit des ikonischen Gasometers steht ein Musterbeispiel des sozialen Wohnungsbaus der Nachkriegsmoderne. Seinen Namen trägt es wegen der markanten Terrassenbauten im Inneren der Wohnanlage. Seit 2021 befinden sich die Schöneberger Terrassen im Bestand von degewo – und seitdem wird angepackt. Im Jahr 2022 haben wir eine umfassende Sanierung des Gebäudekomplexes begonnen. Denn als kommunales Wohnungsunternehmen kümmern wir uns um die Entwicklung des geschichtsträchtigen Kiezes und sichern langfristig faire Mieten.

Am Anfang war das Bier

Um die architektonische Bedeutung der Schöneberger Terrassen besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in deren Geschichte. Diese beginnt 1871 mit dem Bau der damaligen „Schöneberger Schloßbrauerei“ auf dem heutigen Gelände. Neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernimmt die Berliner Kindl Brauerei AG den Betrieb und benennt ihn in „Berliner Bären-Brauerei“ um. Kriegsschäden werden beseitigt und umfangreiche Modernisierungen vorgenommen – mit Erfolg: Anfang der 1960er-Jahre war die „Berliner Bären-Brauerei“ Deutschlands modernste Großbrauerei. Doch bereits in den frühen 1970er-Jahren wurde klar: Das „Hochhaus für Gerstensaft“ würde seine Tore schließen. Auf dem Gelände sollten dringend benötigte Wohnungen für West-Berlin entstehen. Der Architekt Waldemar Poreike legte schließlich den ersten Entwurf für die Neubebauung vor – und ebnete damit den Weg für die heutigen Schöneberger Terrassen.

Das Areal vor dem Zweiten Weltkrieg
Dick umrandet die Schöneberger Terrassen

Optimales innerstädtisches Wohnen im sozialen Wohnungsbau

1976 fiel nach mehrfachen Überarbeitungen der Startschuss für den Bau. Das Konzept galt damals als sehr fortschrittlich: Die Schöneberger Terrassen sollen nicht nur Wohnraum sein, sondern auch Platz für Gewerbe und soziale Nutzung bieten. So sah der Entwurf ursprünglich Spiel- und Gemeinschaftsräume, ein Schwimmbad, Fitnessbereiche und mehrere Waschküchen vor. Heute werden viele dieser Gebäudeteile anders genutzt, doch die die charakteristischen Designelemente der Schöneberger Terrassen sind erhalten geblieben. Die markanten Treppenhäuser, farbigen Fensterrahmen sowie kleine und große Wandgrafiken prägen das individuelle Erscheinungsbild der Wohnanlage und spiegeln den Stil der 1970er-Jahre wider.

Was macht die Schöneberger Terrassen so besonders?

Dr. Thorsten Dame ist Referent in der Abteilung Inventarisation und Denkmalvermittlung des Landesdenkmalamts und erklärt, warum die Schöneberger Terrassen seit 2017 unter Denkmalschutz stehen: „Weil sie ein herausragendes Zeugnis ihrer Zeit sind. Im Gegensatz zu den Großsiedlungen am Stadtrand handelt es sich bei den Schöneberger Terrassen um einen Innenstadtkomplex, dessen einzelne Baukörper fast skulptural durchgearbeitet wurden. Treppentürme sorgen für Gliederung und Rhythmus, auch die vielen Terrassen, ergänzt um Grünflächen, waren in den 1970ern ziemlich besonders.“

Die Schöneberger Terrassen sind ein herausragendes Zeugnis ihrer Zeit.

- Dr. Thorsten Dame, Referent Landesdenkmalamt
© ALOMS
Im Sommer 2024 luden wir unsere Mieterinnen und Mieter zu einer Informationsveranstaltung über das Sanierungsvorhaben ein.
© ALOMS
Auf der Veranstaltung erhielten wir wertvolles Feedback der Anwohnenden.

Gutes bewahren, Neues gestalten: Sanierung der Schöneberger Terrassen

Die Schöneberger Terrassen erfreuen sich bei den Mieterinnen und Mietern großer Beliebtheit. Gut geschnittene, helle Wohnungen mit großen Loggien und Terrassen – solche Wohnqualitäten sind in der Innenstadt von Berlin selten zu finden. Doch viele der Gebäudeelemente sind inzwischen in die Jahre gekommen. Um den Wohnkomfort langfristig zu erhalten, führt degewo eine schrittweise Sanierung der Schöneberger Terrassen durch. Ende 2022 haben wir mit dieser in der Dominicusstraße 41/43 begonnen. Von Anfang an zogen wir im Rahmen unserer Partizipation unsere Mieterinnen und Mieter mit verschiedenen Informationsveranstaltungen aktiv in das Sanierungsvorhaben ein. Der örtliche Mieterbeirat ist ansprechbar und zudem steht die „Mieterberatung Gondel GmbH“ als direkte Ansprechstelle vor Ort zur Verfügung. Sie bietet Mietersprechstunden an, organisiert den Umzug und beantwortet Fragen rund um die Sanierungsmaßnahmen. Im März 2025 beginnt die Sanierung des zweiten Gebäudeteils an der Dominicusstraße 37/39. Für unsere betroffenen Mieterinnen und Mieter besteht die Möglichkeit, individuelle Fragen direkt mit den Projektbeteiligten von degewo, der Gondel Mieterbetreuung, dem Umzugsunternehmen Hansetrans sowie dem Mieterbeirat zu besprechen.

Tag des offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals, 13./14. September 2025, möchte Menschen für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisieren und ihr Interesse für die Belange der Denkmalpflege wecken. Jedes Denkmal erzählt seine eigene Geschichte – so auch die Schöneberger Terrassen. Nutzen Sie die Gelegenheit, mehr über die historischen Hintergründe dieses Komplexes und anderer Gebäude in Ihrer Nachbarschaft zu erfahren. Sie werden überrascht sein, welche spannenden Erkenntnisse sich Ihnen dabei eröffnen.

Das Quartier neu beleben

Der Wohnkomplex Schöneberger Terrassen basiert auf einem Konzept, das die Gemeinschaft fördert und auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist. „Wir bieten hier attraktive Wohnungen – von Einzimmerwohnungen bis hin zu geräumigen Vierzimmerwohnungen mit über 100 Quadratmetern – in hoher Bauqualität und mit moderner Ausstattung. Es lohnt sich hier, viel Arbeit und Mühe in den Werterhalt zu investieren“, erklärt Hendrik Rieger, Leiter der Abteilung Sanierung bei degewo, der maßgeblich für die aktuellen Renovierungsarbeiten an den Schöneberger Terrassen verantwortlich ist. Um die Lebensqualität für die Bewohner zu steigern, hat degewo bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählen der Einsatz eines Sicherheitsdienstes und eines Concierge sowie eine regelmäßige Sperrmüllabfuhr, die das Wohnumfeld sauber und sicher halten sollen. Zudem ist der engagierte Hausmeister eine zentrale Anlaufstelle für die Anliegen unserer Mieterinnen und Mieter.

Ein Gebäude, viele Geschichten

Die Schöneberger Terrassen sind nicht nur ein architektonisches Denkmal, sondern auch ein Zuhause mit einzigartigen Geschichten. Viele Bewohnerinnen und Bewohner leben schon seit Jahrzehnten in dem 1970er-Jahre-Komplex. Eine von ihnen ist Veronika Schrader, die seit 18 Jahren hier wohnt und sich im örtlichen Mieterbeirat engagiert. Ihre Begeisterung für ihre Wohnung ist spürbar: „Meine Dachterrasse ist einmalig mitten in Berlin. Dazu kommt, dass hier alles Notwendige im Umkreis von 300 Metern zu erreichen ist, einschließlich mehrerer Bus- und S-Bahnlinien. So ist man zusagen immer „mittendrin statt nur dabei`.“

Die Anonymität, die dieser Art von Wohnanlagen oft zugeschrieben wird, ist viel geringer als gedacht, sicher auch durch unsere ehrenamtliche Arbeit als Mieterbeirat.

- Veronika Schrader, Mieterin und Mieterbeirätin der Schöneberger Terrassen
Ausblick Dachterrasse Schöneberger Terrassen © Veronika Schrader
Den Ausblick von ihrer Dachterrasse genießt Veronika Schrader sehr.

Die Schöneberger Terrassen verbinden die Vorteile einer zentralen Lage mit dem Charme eines Wohnkomplexes, der durch das Engagement seiner Bewohnerinnen und Bewohner eine persönliche Note erhält. Mit den laufenden Sanierungsmaßnahmen möchten wir den Werterhalt der Gebäude sichern und gleichzeitig die Wohnqualität nachhaltig steigern. Durch die enge Einbindung unserer Mieterinnen und Mieter in den Sanierungsprozess entsteht ein Kiez, der sowohl die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt als auch den Gemeinschaftsgedanken stärkt – und ein zukunftsfähiges Zuhause zum Wohlfühlen schafft.

Vertiefende Lektüre gefällig?

Wir haben Ihr Interesse an der Baugeschichte geweckt? In der Reihe „ISR Impulse Online“ des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin erschien als Nummer 65 der Beitrag „Die Schöneberger Terassen – Ein Beitrag zum Denkmalwert der Nachkriegsmorderne der 70er-Jahre und des sozialen Wohungsbaus in Berlin“. Hier kostenlos downloaden!

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