Frau Woischnig und Herr Wöhrmann wohnen im degewo-Zukunftshaus in Lankwitz und sind von Anfang an Teil des Gemeinschaftsgartens vor Ort. Im Interview mit degewo erzählen sie, wie durchs Gärtnern nicht nur Pflanzen, sondern auch eine Gemeinschaft heranwachsen kann.
In einer Großstadt wie Berlin haben nicht viele ein grünes Fleckchen direkt vor der Tür, beispielsweise um Gemüse anzubauen oder sich gemütlich nach draußen zu setzen. Dass ein eigener Garten dafür nicht unbedingt nötig ist, beweisen die zahlreichen Gemeinschaftsgärten von degewo. Ganz nebenbei haben die Nachbarinnen und Nachbarn dort auch die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen und nicht selten entstehen aus dieser Gemeinschaft neue Freundschaften.
Ein Zukunftshaus, viel Grün und eine nette Nachbarschaft: Der Gemeinschaftsgarten Lankwitz
Einer der Gemeinschaftsgärten von degewo liegt im Berliner Südwesten, im Ortsteil Lankwitz. Direkt neben dem degewo-Zukunftshaus können Mieterinnen und Mieter dort ihrem grünen Daumen freien Lauf lassen. Zwei von ihnen sind Martina Woischnig und Markus Wöhrmann. Die 56-jährige gebürtige Berlinerin und der 39-jährige Familienvater sind seit Eröffnung des Gemeinschaftsgartens 2019 dabei.
degewo | Wie ist es dazu gekommen, dass Sie beide im degewo-Gemeinschaftsgarten aktiv geworden sind?
Martina Woischnig | Ich wohne seit 2017 im degewo-Zukunftshaus und bin 2018 durch einen Aushang auf das Vorhaben aufmerksam geworden. Ich war damals neu im Bezirk und kannte noch keine Leute hier. Im November habe ich an einem Planungstreffen mit den Interessierten teilgenommen. Im April 2019 ging es dann damit los, dass wir gemeinsam die Hochbeete aufgebaut haben. Durch die Beteiligung am Gemeinschaftsgarten wollte ich neue Kontakte in der Nachbarschaft knüpfen und wieder mehr im Garten aktiv sein.
Markus Wöhrmann | Bei mir war es sehr ähnlich. Ich bin auch 2017 im Zukunftshaus eingezogen und war mit meiner Frau und den zwei Kindern einer der ersten Mieter. Ich fand es schon damals sehr spannend, über die Beteiligung am Garten und dessen Planung die Nachbarschaft kennenzulernen. Dabei entstanden direkt viele enge Verbindungen und Kontakte.
Was schätzen Sie daran, im Gemeinschaftsgarten aktiv zu sein?
Martina Woischnig | Im Gemeinschaftsgarten kommen Menschen zusammen, die sonst wahrscheinlich weniger Berührungspunkte miteinander hätten. Das ist natürlich auch eine Herausforderung aber es begeistert mich sehr. Man lernt auch viel über das Gärtnern dazu. Im Garten zu arbeiten, entspannt mich und zu sehen, wie die Pflanzen wachsen und gedeihen ist ein schönes Erfolgserlebnis. Eigenes Gemüse, Früchte und Beeren ernten zu können, ist eine tolle Erfahrung und das Naschen im Garten natürlich auch.
Markus Wöhrmann | Neben den sozialen Aspekten ist es super, sich auch die Verantwortung fürs Gärtnern teilen zu können. So kann man auch mal ein paar Tage wegfahren, ohne dass gleich alles verdurstet. Ich finde es sehr schön, mich gemeinnützig zu engagieren und das auch meinen Kindern weitergeben zu können. Der Gemeinschaftsgarten ist ein tolles und großzügiges Projekt von degewo und ich finde die Beteiligung am Garten auf vielen Ebenen sehr bereichernd.
Wie ist der Garten aufgebaut und welche Möglichkeiten gibt es vor Ort?
Martina Woischnig | Im Garten gibt es 2 Hügelbeete und 15 Hochbeete, die wir alle gemeinsam gebaut und angelegt haben. Rund um die Hügelbeete gibt es freies Grabeland und daneben noch eine Kräuterspirale. Wir haben eine tolle Sitzgelegenheit, wo acht bis zehn Personen Platz finden. Die haben wir auch selbst gebaut. Da kann man sich gemütlich hinsetzen und etwas besprechen bei einem Kaffee.
Markus Wöhrmann | Wir haben auch eine Tonne, in der wir Regenwasser zum Gießen auffangen und einen Schuppen für unsere Gartengeräte. Der ist wichtig, damit unsere Gerätschaften keine Füße bekommen. Der Garten ist nämlich auch für die Allgemeinheit offen, nicht nur für die Beteiligten. Jedes Jahr haben wir auch Veranstaltungen im Gemeinschaftsgarten, zum Beispiel das Erntedankfest.
Wir sind degewo. In Berlin. Für Berlin. Seit 100 Jahren.
Damit unsere Wohnungen und Quartiere nicht nur Aufenthaltsort, sondern Heimat sind, arbeiten jeden Tag engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei degewo daran, Berlin lebenswerter zu machen. Und das seit mittlerweile 100 Jahren.
Wie wird der der Garten organisiert? Welche Herausforderungen gibt es dabei und was läuft gut?
Martina Woischnig | Es gibt 15 Parteien, die im Garten mitarbeiten. Wir organisieren uns selbst über eine Messenger-Gruppe und haben regelmäßige Treffen mit der Gartengruppe. Die werden vom Planungsbüro gruppe F organisiert. Die gruppe F ist das Bindeglied zwischen degewo und den Beteiligten und hilft uns schon seit 2017 bei der Planung und Organisation des Gemeinschaftsgartens. Sie organisiert auch die Bauprojekte im Garten und kümmert sich um die Finanzierung mit degewo.
Markus Wöhrmann | Wir sind in der Gartengruppe sehr basisdemokratisch und ich erlebe die Zusammenarbeit als sehr rücksichtsvoll, auch wenn Entscheidungen manchmal länger dauern. Wenn viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, dann gibt es natürlich auch mal Meinungsverschiedenheiten. Ein aktuelles Beispiel ist unser Gieß-Plan, weil es unterschiedliche Vorstellungen dazu gab, wie oft und wie viel gegossen werden sollte. In solchen Situationen hilft uns die gruppe F. Sie ist auch Mediator und macht ihren Job sehr gut.
Sie sagen, dass die Menschen sehr unterschiedlich sind, die am Mietergarten beteiligt sind. Haben Sie ein Beispiel für uns?
Martina Woischnig | Eine Mitgärtnerin kennt sich hervorragend mit Permakultur aus. Das ist die hohe Kunst des Gärtnerns und immer total spannend, wenn sie ihr Wissen mit uns teilt. Das ist ein richtiger Geheimtipp.
Markus Wöhrmann | Es gibt ein Mädchen, sie ist ungefähr zehn Jahre alt. Ihre Eltern sind nicht wirklich im Garten aktiv aber sie, in ihrem jungen Alter, macht sehr interessiert mit und man sieht sie oft, wie sie Minze für Ihren Tee erntet. Das finde ich sehr schön zu beobachten, dass sie schon so ein Interesse daran hat.
Wie hat sich der Garten über die Jahre entwickelt?
Martina Woischnig | Damals war dort, wo der Garten jetzt ist, nur Grün. Durch das Anlegen des Gemeinschaftsgartens ist die Umgebung hier immens aufgewertet worden. Der Garten wird jedes Jahr ein bisschen schöner, weil er größer wird und immer mehr blüht. Für mich ist das gerade an heißen Tagen eine grüne Oase. Er spendet Schatten und Feuchtigkeit in der städtischen Umgebung.
Markus Wöhrmann | Der Garten ist mittlerweile wirklich was fürs Auge. Hier kommen immer wieder Spaziergängerinnen und Spaziergänger vorbei und nicht selten hören wir großes Lob und schauen in staunende Gesichter. Es gab am Anfang durchaus Stimmen, die befürchtet haben, dass es zu Problemen kommt, wenn der Garten öffentlich zugänglich ist. Natürlich gab es schon den Fall, dass etwas von unserer Ernte gefehlt hat, aber dank Hinweisschildern hält sich das mittlerweile wirklich in Grenzen.
Haben Sie einen Tipp für Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner?
Martina Woischnig | Ganz klar: Das Beet nie unbearbeitet lassen. Man sollte immer irgendwelche Pflanzen zum Schutz der Erde anpflanzen.
Markus Wöhrmann | Keine Angst vor Pferdemist! Der ist deutlich besser als der Dünger aus dem Baumarkt und nein, das Gemüse schmeckt dann nicht nach Mist.
Wie kann man im Gemeinschaftsgarten aktiv werden?
Martina Woischnig | Wir sind aktuell mit 15 Parteien voll ausgelastet, aber wenn ein Platz frei wird, dann kommen neue Leute von der Warteliste nach. Diese wird auch von der gruppe F verwaltet.
Markus Wöhrmann | Es gibt da durchaus auch Fluktuation, also auch neue Mieterinnen und Mieter haben die Möglichkeit sich zu engagieren. Wenn man Interesse hat, dann kann man der gruppe F schreiben. Es gibt dazu auch ein Hinweisschild am Garten.
Was ist in Zukunft für den Gemeinschaftsgarten geplant?
Martina Woischnig | Wir planen, dieses Jahr mit dem Garten „selbstständig“ zu werden, also uns selbst zu organisieren und auch selbst zu finanzieren, sodass wir auch die Unterstützung des Planungsbüros und von degewo nicht mehr brauchen. Damit haben wir noch ein Stück Arbeit vor uns, aber ich bin guter Dinge. Ein Gemeinschaftsgarten ist ein toller Weg, Menschen zusammenzubringen und ich freue mich sehr auf das, was kommt.
Markus Wöhrmann | Das wird eine Herausforderung, aber ich denke auch, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir haben für dieses Jahr wieder mehr Formate für das gemeinschaftliche Zusammenkommen geplant, um den Austausch untereinander zu fördern. Der Rahmen des Gemeinschaftsgartens gibt die Möglichkeit, dass man gemeinsam etwas schafft und darüber freue ich mich sehr. Garten bedeutet Veränderung, nicht nur in Bezug auf die Pflanzen, sondern auch menschlich.