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100 Jahre degewo | Nachbarschaft

Eine Zeitreise durch die Marzahner Promenade

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Lutz Nienerowski Gewerbemieter auf der Marzahner Promenade. Im Interview mit degewo erzählt der 63-Jährige, welche Veränderungen er in Marzahn miterlebt hat und wie er sich für seinen Kiez engagiert.

Wir treffen Herrn Nienerowski in seinem Geschäft am Victor-Klemperer-Platz. Es ist bereits der zweite Standort an der Marzahner Promenade, an dem seine Druckerei für Privat- und Geschäftskunden geöffnet hat. Als einer der ältesten Gewerbemieter auf der Promenade kann er aus erster Hand von den Entwicklungen berichten, die er selbst über viele Jahre mitgestaltet hat.

degewo | Herr Nienerowski, wie sind Sie nach Marzahn gekommen und was verbindet Sie persönlich mit diesem Kiez?

Lutz Nienerowski | Ich bin in Templin geboren und mit drei Jahren mit meinen Eltern nach Berlin gezogen, wo ich hauptsächlich in Treptow gelebt habe. Nach dem Abitur habe ich in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, Kybernetik studiert. Zurück in Berlin zog ich nach Marzahn und arbeitete als Softwareentwickler in einem großen Berliner Unternehmen. Nach dem Fall der Berliner Mauer beschloss ich, mich selbständig zu machen und Computer und Software zu verkaufen. Das lief sehr gut und ich kaufte eine Druckerei in Charlottenburg. Die habe ich erst nebenberuflich und dann hauptberuflich geführt. Später, als sich die Möglichkeit bot, habe ich mein Geschäft nach Marzahn verlegt, um den Stress des langen Pendelns zu vermeiden. So habe ich hier beruflich und privat eine Heimat gefunden. Die grüne Umgebung und die Gemeinschaft im Kiez schätze ich sehr.

Die Druckerei fällt in ihrer Vita ja etwas aus der Reihe. Was hat Sie damals dazu bewogen, sie zu kaufen, und was begeistert Sie daran?

Das stimmt, die Druckerei war so etwas wie eine Schnapsidee. Ich hatte vorher noch nie etwas mit Druckereien zu tun gehabt. Sie gehörte dem Vater eines Bekannten und ich war oft dort. Der Umgang mit Papier, die Präzision der Druckverfahren und die Maschinen haben mich fasziniert. Ich war damals 30 Jahre alt und wollte etwas Neues machen. Als sich der Markt veränderte und der Verkauf von Computern immer weniger lukrativ wurde, zeigte sich, dass der Kauf der Druckerei auch in dieser Hinsicht eine gute Entscheidung war.

Ich wünsche mir, dass mehr über die Initiativen hier berichtet und gesprochen wird, damit die Promenade ein lebendiger Ort bleibt, denn ich fühle mich hier als Anwohner und Gewerbetreibender sehr wohl.

- Lutz Nienerowski, Gewerbemieter auf der Marzahner Promenade
Ein Karnevalszug zieht auf der Marzahner Promenade entlang. Ein Mann jongliert mit Kegeln und lacht in die Kamera. © Cathrin Bach
Eindrücke des diesjährigen "Karneval der Kulturen" entlang der Marzahner Promenade
Eine Samba-Tänzerin reißt beim Karneval der Kulturen ihr Bein in die Höhe und lacht andere Tänzer und Tänzerinnen dabei an. © Cathrin Bach
Eine Blaskapelle zieht die Marzahner Promenade entlang. © Cathrin Bach
Ein Mann sitzt im Anzug an einem pinken Klavier und spielt Musik auf der Marzahner Promenade. © Cathrin Bach
Eindrücke des diesjährigen "Tag der offenen Promenade"
Kinder stehen vor einer Bühne vor freiem Himmel und machen Sport bzw. Tanzen zum Programm. © Cathrin Bach
Menschen sitzen in einer Galerie und hören einem Vortrag zu. © Cathrin Bach
Menschen sitzen auf Stühlen vor einer Open Air Bühne und genießen das Programm. Sie tanzen und jubeln. © Cathrin Bach

Seit Anfang der 2000er-Jahre sind Sie mit Ihrer Druckerei auf der Marzahner Promenade ansässig. Welche Veränderungen haben Sie in dieser Zeit miterlebt?

Die Promenade hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Früher gab es eine große Konstanz bei den Geschäften, viele Gewerbetreibende waren seit den 90er-Jahren hier ansässig. Mit der Zeit sind die meisten traditionellen Geschäfte verschwunden und viele gemeinnützige Vereine und Dienstleister haben sich hier angesiedelt. Heute fehlt es vielleicht etwas an der Vielfalt der Geschäfte. Optisch hat sich die Promenade jedoch sehr schön entwickelt, finde ich. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber jetzt lädt dieser Ort wirklich zum Verweilen und Flanieren ein.

Für die Vielfalt auf der Marzahner Promenade setzen Sie sich auch selbst ein. Wie engagieren Sie sich für den Kiez und welche Initiativen haben Sie in Ihrer Zeit hier ins Leben gerufen?

Ich habe mich immer sehr für das positive Image der Marzahner Promenade eingesetzt und engagiere mich auch heute noch auf verschiedenen Ebenen für den Zusammenhalt hier im Kiez. Angefangen hat alles, als ich 2004 mit sieben anderen Gewerbetreibenden den Verein „Marzahn Live“ gegründet habe. Gemeinsam mit dem damaligen Promenadenmanagement haben wir uns an einem Wettbewerb um Fördermittel beworben. Dafür haben wir das Konzept für die „Marzahner Plattenspiele“ geschrieben, ein dreitägiges Fest mit vielen Aktionen für die Menschen hier im Kiez. Wir gehörten zu den fünf Gewinnern des Wettbewerbs und organisierten die Plattenspiele von 2006 bis 2008. Etwas später übernahmen wir auch die Organisation des Marzahner Frühlings, dem ältesten Fest in Marzahn. Mittlerweile wurden diese Feste von anderen Veranstaltungen abgelöst, und auch den Verein haben wir schließlich auflösen müssen.

Ein Herz für unsere Stadt

Das Engagement von Menschen wie Lutz Nienerowski stärkt den Zusammenhalt in unseren Quartieren und macht sie lebenswert für Jung und Alt. Entdecken Sie auf unserem Blog weitere spannende Geschichten von Persönlichkeiten, die unsere Stadt zu dem machen, was sie ist.

Heute gibt es wieder einen Zusammenschluss der Gewerbemieterinnen und Gewerbemieter auf der Marzahner Promenade, bei dem Sie sich auch engagieren. Können Sie uns davon erzählen?

Die Initiative der Ansässigen auf der Promenade, die es heute gibt, nennt sich „M-Promi“. Es ist kein Verein, sondern ein lockerer Zusammenschluss von den hier ansässigen Vereinen und Gewerbemietenden, die hier etwas Positives bewegen wollen. Wir organisieren verschiedene Projekte und tauschen uns regelmäßig aus. Meistens machen wir Vorschläge für Veranstaltungen, die den Zusammenhalt hier stärken und die Promenade attraktiver machen sollen. Ein Beispiel ist der „Tag der offenen Promenade“, bei dem auch degewo maßgeblich zur Organisation und Durchführung beiträgt.

Sowohl im Rahmen von M-Promi als auch bei früheren Initiativen und als Gewerbemieter arbeiten Sie eng mit degewo zusammen. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Mit degewo bin ich sowohl als privater als auch als gewerblicher Mieter immer sehr gut zurecht gekommen. Von vielen Bekannten auf der Promenade, die auch bei degewo mieten, weiß ich, dass auch sie einen guten Draht zum Unternehmen haben und sich wohl fühlen. Auch für die Untertsützung der Initiativen, an denen ich hier beteiligt war und bin, bin ich degewo sehr dankbar.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Marzahner Promenade?

Ich wünsche mir mehr solcher Angebote, die sowohl für Gewerbetreibende als auch für Anwohner attraktiv sind. Es sollte eine gute Balance zwischen kulturellen Angeboten und alltäglichen Dienstleistungen geben. Ich wünsche mir auch, dass mehr über die Initiativen hier berichtet und gesprochen wird, damit die Promenade ein lebendiger Ort bleibt, denn ich fühle mich als Anwohner und Gewerbetreibender hier sehr wohl.

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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