Berlin-Spandau, Wilhelmstadt: Kinder und Jugendliche sehnen sich nach einem Ort, der mehr bietet als vier Wände – einen Raum zum Reden und Lachen. Im Jugendclub „Sprühlinge Corner“ treffen die jungen Menschen auf jemanden, der nicht nur zuhört, sondern ihnen eine echte Perspektive bietet: Ben Mansour.
Ben Mansour ist Geschäftsführer des Vereins Sprühlinge e. V., Gewerbemietender von degewo, Visionär und vor allem eines: ein Mensch mit einer Mission. Sein Ziel? Den Kindern und Jugendlichen in seinem Kiez nicht nur zuzuhören, sondern sie dabei zu begleiten, ihre eigene Stimme zu finden. Im Rahmen unseres 100-jährigen Jubiläums blicken wir auf die Menschen, die uns ausmachen. Und Ben Mansour ist zweifelsohne einer von ihnen.
Vom Graffiti-Store zur Sozialarbeit
Manche Menschen reden über ihre Träume. Andere setzen sie um. Ben Mansour gehört zur zweiten Sorte. Schon mit 16 Jahren eröffnete er über Nacht seinen ersten Laden – in der Garage seines Vaters. Ein spontaner Satz in einem Interview mit der Techno-Ikone und Djane Marusha brachte alles ins Rollen. „Ich sagte, ich habe einen Graffiti-Store. Da musste ich liefern“, erinnert er sich lachend. Regale, Bettlaken-Deko, T-Shirts – die improvisierte Garage wurde ein Hit. Während Mansour zur Schule ging, nahm seine Mutter Bestellungen auf, die er abends verschickte.
Die Suche nach Erfüllung
Doch das Leben hatte mehr für ihn vorgesehen. Nach einer erfolgreichen Karriere in der Musikindustrie entschied er sich für einen radikalen Wechsel: weg vom Profit, hin zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Geburt seines ersten Kindes bewegte ihn zu einer Ausbildung als Erzieher. „Ich habe immer soziale Projekte gemacht. Das war es, was mich erfüllt hat.“ 2017 gründete er schließlich den Verein Sprühlinge e. V.
Ein Raum für Begegnungen
„Wir brauchen Räume, wo Kinder einfach sein können.“ Diese schlichte Wahrheit ist der Kern von Mansours Arbeit. Der Sprühlinge Corner ist mehr als ein Jugendclub. Es ist ein Zuhause, das vibriert – vor Geschichten, Träumen und einer Menge Herzblut. Ob beim gemeinsamen Kochen oder im Gespräch: Mansour gibt den Jugendlichen Aufmerksamkeit. Seine Projekte und Angebote sind vielfältig und reichen vom selbst gestalteten Kochbuch über die Vermittlung von Medienkompetenz und Sportveranstaltungen bis zu Graffiti-Workshops. Mansour ermutigt die Jugendlichen, Verantwortung zu übernehmen. „Wir hatten ein Kochprojekt, bei dem ein Jugendlicher die Leitung übernommen hat. Er ist über sich hinausgewachsen. Solche Momente machen mich glücklich.“
"Ich bin da, wo mein Herz aufgeht"
Für Mansour ist seine Arbeit nicht nur ein Beruf. Es ist eine Berufung. „Gibt mir Seelenfrieden. Ich fühle mich da wohl“, sagt er. Zuhören auf Augenhöhe – das ist das Herzstück von Mansours Arbeit. „Wir Erwachsene tun oft so, als hätten wir alle Antworten. Dabei ist die größte Tugend, einfach zuzuhören und zur richtigen Zeit die passenden Fragen zu stellen.“ Seine Arbeit verlangt Leidenschaft und Hingabe: „Das musst du wirklich wollen.“
Kinder, die die Welt bewegen
Die Jugendlichen von heute stehen vor großen Herausforderungen. Sie sind ständig einer Informationsflut ausgesetzt und müssen lernen, echte von falschen Nachrichten zu unterscheiden. Themen wie Krieg, Klimawandel und Zukunftsängste bewegen sie ebenso wie Erwachsene. „Man muss mit ihnen reden, ohne erhobenen Zeigefinger“, betont Ben Mansour. „Über offene Fragen kommen sie oft selbst auf die richtigen Antworten.“ Doch zwischen all den ernsten Gesprächen darf der Spaß nicht fehlen. „Wir haben vor Kurzem Werwolf entdeckt. Jetzt spielen wir das jeden Mittwoch und Freitag“, erzählt Mansour. „Das Angebot ist nur der Rahmen. Was daraus entsteht, ist der eigentliche Wert.“ Im gemeinsamen Spiel entstehen Vertrauen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit – Werte, die für die jungen Menschen unbezahlbar sind.
Gemeinsam Berlin lebenswert gestalten
Zusammen mit Menschen wie Ben Mansour verbessern wir die Lebensqualität in unseren Quartieren und gestalten eine lebendige Gemeinschaft. Auf unserem Blog lernen Sie mehr Berliner Stadtgestalterinnen und Stadtgestalter kennen.
Zusammenarbeit und Gemeinschaft
Für Mansour ist klar: Erfolg in der Jugendarbeit basiert auf Kooperation. Im Netzwerk der sozialen Träger in Spandau hilft man sich gegenseitig. „Kein Träger sagt, das sind meine Jugendlichen. Es geht um das große Ganze.“ Besonders stolz ist er auf die mobile Jugendarbeit, mit der er und sein Team vom Bezirksamt Spandau betraut sind und – wie der Sprühlinge Corner – finanziert wird. „Wir gehen dahin, wo die Jugendlichen sind. Wir sind Botschafter für Jugendclubs, für Freizeit ohne Drogen und Alkohol.“ Auch mit degewo, insbesondere dem Quartiersmanagement, hat Mansour eine besondere Verbindung. „Hätten mich die Kinder nicht auf die leerstehenden Räume hingewiesen, wären wir vielleicht nie zusammengekommen.“ Heute ist der Sprühlinge Corner ein fester Bestandteil des Kiezes – und ein Beispiel dafür, wie wir gemeinsam mit unseren Gewerbemietenden soziale Verantwortung übernehmen können.
Blick nach vorn
Was wünscht sich jemand, der bereits so viel bewegt hat? Mansour hat eine klare Vision: „Wirtschaft und Sozialarbeit müssen enger zusammenarbeiten.“ Er ist überzeugt, dass Investitionen in die Jugend die Grundlage für eine stabile Nachbarschaft sind. „Wenn Kids draußen rumlungern, führt das zu Konflikten. Mit pädagogischen Angeboten können wir das abfedern und Brücken bauen – auch zwischen den Generationen.“
Ben Mansour ist nicht nur ein Macher, sondern ein Brückenbauer. Seine Geschichte ist ein Beweis dafür, dass echter Wandel im Kleinen beginnt – in einem kleinen Jugendclub in Berlin-Spandau, der für viele ein großes Zuhause ist.