Das Bild zeigt Uwe Tolle beim Nordic Walking auf einen Sportplatz. Er trägt eine grüne Laufjacke und ein Basecap. Im Hintergrund ist verschwommen ein Plattenbau in Marzahn zu erkennen. © Tina Merkau
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Bewegung, die etwas bewegt: Uwe Tolles Walking-Gruppe in Marzahn

Alter ist nur eine Zahl. Das beweist Uwe Tolle jeden Donnerstag beim Training seiner offenen Walking-Gruppe. Im Interview mit degewo erzählt der 69-jährige ehemalige DDR-Meister in der Leichtathletik, wie er sich für seinen Kiez engagiert und warum Sport mehr ist als nur Bewegung.

Wir treffen Herrn Tolle auf einem Sportplatz in Marzahn. Bei angenehm warmem und sonnigem Wetter findet unser Interview auf einer Parkbank statt, direkt neben der 400-Meter-Tartanbahn. Herr Tolle wohnt gleich nebenan, und auch die Stadtteilkoordination der Bezirksregion Marzahn-Mitte ist quasi gegenüber. Seit vielen Jahren engagiert er sich dort für seinen Kiez.

degewo | Herr Tolle, was verbindet Sie persönlich mit Berlin und insbesondere mit Marzahn?

Uwe Tolle | Ich bin 1955 im schönen Neuruppin geboren und aufgewachsen. Meine Frau und ich haben dort auch geheiratet, vor 45 Jahren. 1983 sind wir nach Berlin gezogen, weil ich hier eine Stelle als Trainer gefunden hatte. Unsere zweite Tochter kam hier zur Welt und Marzahn wurde unser Zuhause. Ich habe diesen Kiez sehr lieben gelernt und schätze das viele Grün und die Gemeinschaft hier. Marzahn hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Entwicklung zu sein und die Menschen hier durch meine Arbeit im Sport zu unterstützen.

Wie sind Sie zum Sport gekommen?

Wir waren damals fünf Kinder zu Hause und unser Vater hat uns immer in unserem Sport unterstützt. Er selbst war Sportvorsitzender in Neuruppin und hat uns den Sport vorgelebt. Angefangen habe ich mit dem Schwimmen, dann habe ich Fußball gespielt. Durch meinen Sportlehrer bin ich dann zur Leichtathletik gekommen und habe dort meine größten Erfolge gefeiert. Nach einem Bandscheibenvorfall 2001 habe ich dann mit dem Walken angefangen. Mittlerweile nehme ich in dieser Disziplin auch wieder an Wettkämpfen teil. Dort wird die Sportart „Gehen“ genannt.

Sie haben Ihre Begeisterung für den Sport zu Ihrem Beruf gemacht. Wie ist Ihnen das gelungen?

Nach dem Abitur studierte ich Sport an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHFK) in der DDR. 1979 begann ich dort als Leichtathletiktrainer zu arbeiten. Damals habe ich Kinder und Jugendliche auf die Sportschule vorbereitet, die dann nach Berlin zum Sportclub Dynamo Berlin wechselten. Drei Jahre später wurde ich gefragt, ob ich beim SC Dynamo als Trainer arbeiten möchte. Das Angebot habe ich gerne angenommen, weil ich dort auch mit Athleten arbeiten konnte, die olympische Ziele verfolgten. Das war für mich eine sehr erfüllende Aufgabe.

Als Ost- und Westdeutschland wieder zusammenwuchsen, hat sich sicherlich einiges für Sie geändert. Können Sie uns davon erzählen?

Nach der Wende musste ich mich neu orientieren, da unser Sportverein aufgelöst wurde. Ich entschied mich für eine Umschulung und arbeitete dann in der mobilen Suchtprävention. Zusammen mit zwei anderen Diplom-Sportlehrern habe ich in Marzahn eine eigene Präventionsstelle eröffnet. Unter dem Motto „Sport statt Drogen“ haben wir Jugendliche aufgeklärt und ihnen durch Sportangebote eine Alternative geboten. Danach arbeitete ich in einer Kindertagesstätte für Kinder suchtkranker Eltern. Auch diese Arbeit war für mich eine echte Herzensangelegenheit.

Wie sind Sie über die Arbeit in der Suchtprävention zu Ihrer Walking-Gruppe gekommen?

Nach einer längeren Krankheitsphase bin ich in den Vorruhestand gegangen. 2009 wurde ich von einem Bekannten angesprochen, ob ich mich in der Bezirksregion Marzahn-Mitte engagieren möchte, um Sportangebote für die Menschen im Kiez zu organisieren. Da kam mir die Idee mit der Walking-Gruppe. Zuerst habe ich meine Bekannten mobilisiert, dann kamen immer mehr Leute aus der Nachbarschaft dazu. Schon damals trafen wir uns jeden Donnerstagabend hier. Mein Ansatz war, das Training zeitlich so anzubieten, dass auch Berufstätige teilnehmen können. Damals drehten wir unsere Runden noch im benachbarten Bürgerpark. Inzwischen können wir die Tartanbahn hier auf dem Sportplatz Walter-Felsenstein-Straße kostenfrei nutzen.

Das Bild zeigt Uwe Tolle bei der Aufwärmung auf einer Tartanbahn. Er trägt eine schwarze Trainingshose und eine grüne Laufjacke. Im Vordergrund ist ein Turnbeutel mit degewo-Logo zu sehen. © Tina Merkau

Es blieb aber nicht bei der Walking-Gruppe, was haben Sie noch organisiert?

Nach einiger Zeit hatte ich den Wunsch, auch größere Lauf- und Walkingevents hier im Kiez durchzuführen. Mit Unterstützung des Quartiersmanagements und weiteren Unterstützern, darunter degewo, habe ich dann einen Stundenlauf im Bürgerpark organisiert, an dem jeder teilnehmen konnte. Diese Veranstaltung gab es zehn Jahre lang, bis 2019, und die Sponsorengelder wurden immer für soziale Zwecke gespendet. Die Walking-Gruppe hat sich in dieser Zeit gut entwickelt und wir haben fünf Jahre hintereinander ein Staffel-Walken organisiert, das super angenommen wurde. Es kamen sogar Walkerinnen und Walker aus ganz Berlin hierher.

Ein schöner Erfolg! Für so einen Lauf muss man sich sicherlich gut vorbereiten. Verraten Sie uns doch bitte, wie die Trainingsroutine der Walking-Gruppe aussieht.

Die Walker-Gruppe trifft sich jeden Donnerstag um 18 Uhr hier auf dem Sportplatz, Walter-Felsenstein-Straße egal bei welchem Wetter. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden kleine Gruppen, die je nach Tempo gemeinsam walken. Nach einer dreiviertel Stunde Walken wird die Stunde mit Gymnastik beendet. Walken ist eine tolle Sportart, die das Herz-Kreislauf-System stärkt und die Gelenke nicht zu sehr belastet. Zur Zeit haben wir etwa zwölf Mitglieder im Alter von 45 bis 87 Jahren. Einige sind schon seit über zehn Jahren dabei! Die regelmäßigen Treffen sind nicht nur sportliche Betätigung, sondern auch ein wichtiger sozialer Anker für die Mitglieder. Wir freuen uns daher immer über Neuzugänge, die Lust haben, mit uns gemeinsam zu Walken.

Die Partnerschaft mit degewo hilft dabei, Angebote für die Menschen hier im Kiez zu schaffen und sie zu motivieren, sich sportlich zu betätigen.

- Uwe Tolle, Organisator der Walking-Gruppe in Marzahn

degewo unterstützt Sie schon lange bei Ihrem Engagement im Kiez. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit mit degewo ist für unsere Sportgruppe von großer Bedeutung. Wir werden regelmäßig unterstützt. Zum Beispiel haben wir für unsere Walking-Gruppe Rucksäcke und T-Shirts bekommen. Darüber haben sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr gefreut, und es stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Partnerschaft mit degewo hilft dabei, Angebote für die Menschen hier im Kiez zu schaffen und sie zu motivieren, sich sportlich zu betätigen.

Was steht bei der Walking-Gruppe als nächstes an? Haben Sie weitere Events geplant?

Die meisten Frauen aus der Walking-Gruppe nehmen jedes Jahr am Berliner Frauenlauf teil. In diesem Jahr war es wieder soweit und es ist immer ein großes Ereignis für uns. Als nächstes haben wir ein gemeinsames Wochenende in meiner Heimatstadt Neuruppin geplant, um gemeinsam zu walken. Dann gibt es noch das Sommerfest, im Winter unsere Weihnachtsfeier und mehrmals im Jahr machen wir auch kleinere Wanderungen. Das machen wir, um uns auch mal außerhalb des Sports zu treffen.

Soziales Engement für unsere Stadt

Das Engagement von Menschen wie Uwe Tolle stärkt den Zusammenhalt in den Berliner Kiezen und macht sie lebenswert für Jung und Alt. Entdecken Sie auf unserer Jubiläumskarte weitere spannende Geschichten von Menschen, die unsere Stadt zu dem machen, was sie ist.

Ihre sportliche Laufbahn hat wirklich viele Facetten. Was waren Ihre größten Erfolge und worauf sind Sie besonders stolz?

Ich habe zwölf internationale Medaillen im Gehen gewonnen und war auch bei den Landes-, Norddeutschen- und Deutschen Meisterschaften immer vorne dabei. In der Leichtathletik wurde ich sogar DDR-Meister. Für mein ehrenamtliches Engagement im Sport wurde ich im Februar 2024 vom Sportamt Marzahn-Hellersdorf geehrt. Der Sport hat mir immer wieder gezeigt, dass man mit Disziplin und Leidenschaft viel erreichen kann. Es macht mich sehr glücklich, dass ich durch meine Arbeit diese Erfolge feiern durfte und auch andere Menschen für den Sport begeistern konnte.

Was sind Ihre persönlichen nächsten Ziele?

Ich bin selbst noch als Wettkämpfer im Gehen aktiv und habe mir zum Ziel gesetzt, nächstes Jahr an der Weltmeisterschaft auf Madeira teilzunehmen. Sport ist für mich sehr wichtig, sowohl für meine körperliche als auch für meine geistige Gesundheit. Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre aktiv sein kann. Für die Walking-Gruppe wünsche ich mir, dass wir noch mehr Zulauf bekommen, denn gemeinsam macht der Sport am meisten Spaß.

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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